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Archiv-Artikel

Jedes vierte Kilowatt erneuerbar

Ökostrom könnte bald 25 Prozent des Verbrauchs decken, prognostiziert eine Studie

BERLIN taz ■ Während Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) beharrlich für eine Renaissance der Atomkraft wirbt, baut Kabinettskollege Sigmar Gabriel (SPD) auf die erneuerbaren Energien: In Berlin stellte der Bundesumweltminister gestern ein entsprechendes Gutachten vor. Ergebnis: Im Jahr 2020 können regenerative Quellen ein Viertel der deutschen Stromversorgung decken. Die alte Bundesregierung war nur von rund 20 Prozent ausgegangen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)überflüssig: Die Erneuerbaren sind dann konkurrenzfähig.

Das Gutachten wurde erarbeitet vom Wuppertal-Institut, dem Zentrum für Sonnenenergie sowie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „Fünf gute politische Botschaften hält die Studie bereit“, sagte Gabriel. Erstens: Erneuerbare Energien werden zur tragenden Säule deutscher Klimaschutz-Politik. Derzeit sparten die Erneuerbaren 36 Millionen Tonnen CO2 ein, 2020 werden es 110 Millionen Tonnen sein.

Zweite Botschaft: „Der Ausbau wird zu sehr vertretbaren Kosten geschehen“, so Gabriel. Derzeit zahle ein Durchschnittshaushalt 1,50 Euro pro Monat für den Ausbau regenerativer Stromerzeugung. „2015 werden dass 2,80 Euro sein.“ Dies sei ein gut angelegter Betrag. Würde man beispielsweise fehlgeleitete Investitionen – etwa in die Schnelle-Brüter-Technologie – pro Kopf umlegen, kämen bestimmt andere Beträge raus, argumentiert der SPD-Politiker.

Nach 2015 würde die monatliche Belastung wieder sinken. Denn das EEG übe einen hohen Preisdruck aus. Gabriel: „2020 erhält Windstrom verglichen mit heute 30 Prozent weniger aus dem EEG, Solarstrom sogar nur noch die Hälfte.“

Dritte positive Botschaft der Studie: „Der Ausbau wird erhebliche Positiveffekte auf die deutsche Volkswirtschaft haben“, sagte Gabriel. Bis 2020 könnte sich die Zahl der in der Branche Beschäftigten verdoppeln. Heute arbeiteten dort bereits 150.000 Menschen, „in der Kernenergie sind es nach Branchenangaben nur noch 40.000“.

Botschaft Nummer vier: „Der starke Anstieg des Regenerativen-Strom-Anteils wird nicht mehr ausschließlich vom Windsektor getragen.“ Zwar würde dank Offshore-Technologie bis 2020 die Hälfte des regenerativ gewonnenen Stroms von Windrädern stammen. Doch auch die Biomasse lege „deutlich zu“, so Gabriel. Das werde vor allem dem ländlichen Raum gute Perspektiven öffnen.

Bleibt schließlich Nachricht Nummer fünf: „Bislang ging die alte Bundesregierung für das Jahr 2020 nur von einer Verdoppelung des heutigen Produktionsanteils von 10 Prozent aus“, so Gabriel. Die Studie habe das nun revidiert. „Es sind sogar 25 Prozent möglich“, erklärte Gabriel. NICK REIMER