: Verhinderter Kandidat
Er war islamischer Revolutionär der ersten Stunde, Wegbegleiter von Ajatollah Ruhollah Chomeini, Präsident, einer der reichsten Männer des Iran und eine graue Eminenz des Regimes. Jetzt hat der Wächterrat Ali Akbar Haschemi Rafsandschani von einer Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen am 14. Juni ausgeschlossen.
Rafsandschani wurde 1934 in einem Dorf in der Provinz Kerman geboren. Die Familie lebte vom Pistazienanbau. In Qom studierte er mit Chomeini Theologie und erwarb den Rang eines Ajatollahs. Nach dem Sturz des Schahregimes im Jahr 1979 war er zunächst Parlamentspräsident, ehe er 1989 zum Präsidenten gewählt wurde, ein Amt, das er bis 1997 innehatte. 2005 kandidierte er erneut, wurde aber vom heutigen Amtsinhaber Mahmud Ahmedinedschad geschlagen.
Auch wenn Rafsandschani heute mangels besserer Alternative für Reformer als wählbar galt, ist er doch keine demokratische Lichtgestalt. Wenn es um den Erhalt seiner Macht und eigener Interessen ging, erwies er sich als Pragmatiker, wenn er seine Gegner bekämpfte, als fundamentalistischer Ideologe, wenn er seine Basis schwinden sah oder um Wähler warb, als Reformer. Er gilt als korrupt, zudem wird er für zahlreiche Hinrichtungen und Attentate gegen politische Widersacher verantwortlich gemacht. 1997 stellte ein Gericht in Berlin fest, dass der Auftrag zur Ermordung von vier iranischen Kurden im Berliner Restaurant Mykonos 1992 von staatlichen Stellen des Iran erteilt und Rafsandschani vorab informiert worden war.
Heute spielt Rafsandschani wieder die Rolle eines Reformers. Während der „grünen Bewegung“ gegen die gefälschten Wahlen von 2009 setzte er sich vorsichtig vom Regime ab und mutierte zum moderaten Unterstützer der Opposition.
Rafsandschani ist verheiratet und hat drei Söhne und zwei Töchter. Eine von ihnen, Faezeh Haschemi, trat in die Fußstapfen ihres Vaters, war eine Zeit lang Abgeordnete und gab anschließend eine Zeitung für Frauen heraus. Im März wurde sie nach der Verbüßung einer sechsmonatigen Haftstrafe im Zusammenhang mit den Protesten von 2009 freigelassen. BEATE SEEL
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