: Die gebunkerte Beck‘s-Spende
Wie kam es zur Verschleppung des Theater-Defizits? Die „Hanseberatung“ legt eine umstrittene Expertise vor
Bremen taz ■ Die Liquiditätslücke des Bremer Theaters von 4,8 Millionen Euro hat nach Ansicht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „Hanseberatung“ vier „primäre Gründe“, die gestern dem Haushalts- und Finanzausschuss dargelegt wurden.
1,5 Millionen Euro des Defizits sind demnach auf ein „Basisproblem“ zurückzuführen. Dazu zähle neben der „eher bescheidenen“ Eigenkapitalausstattung des Theaters auch der Umstand, dass Investionen in Inventar und Ausstattung aus dem für den Spielbetrieb bestimmten Zuschuss finanziert würden. Seit 2002 habe sich das „Basisproblem“ „signifikant verschärft“, wofür zum einen das renovierungsbedingte Ausweichen in’s Musicaltheater am Richtweg verantwortlich sei. Zudem die „nur durchschnittlichen Besucherzahlen“ und Überschreitungen der künstlerischen Budgets.
Interessanterweise bestätigen die Wirtschaftsprüfer, dass bereits zum Spielzeitende 2004 eine Unterdeckung von über 4,1 Millionen Euro bestanden habe. Das Kulturressort hatte erst ein gutes Jahr später „dringenden Handlungsbedarf“ angemahnt. Nach Erkenntnis der Wirtschaftsprüfer half damals eine Spende der Beck’s-Brauerei, den Mittel-Engpass temporär zu entschärfen: 1,23 Millionen Euro, die für die Renovierung des Theaters zu Gute kommen sollten, seien erst sieben Monate nach Erhalt an die zuständige Grundstücks KG weitergeleitet worden.
Die Spielzeit 04/05 habe, unter anderem durch fehlerhafte Handhabung der Ticket-Software, einen Fehlbetrag von 600.000 Euro erbracht. Als weiteren „wesentlichen Grund für die Liquiditätslücke“ haben die Prüfer „zum größten Teil nicht genehmigte Investitionen“ in Zusammenhang mit der Renovierung in Höhe von gut einer halben Millionen Euro ausgemacht: „Welche Motive den kaufmännischen Geschäftsführer geleitet haben mögen, im Wissen einer nicht gegebenen Finanzierung in diesen Größenordnungen zu investieren, entzieht sich unserer Vorstellungskraft“.
Der dergestalt angesprochene Lutz-Uwe Dünnwald sieht diese Behauptung en detail widerlegt – es handele sich um „an den Haaren herbeigezogene Gefälligkeitsäußerungen“.
Immerhin schreiben die Hanseberater, „keine Anhaltspunkte für nicht sachgerechte Verbuchungen“ gefunden zu haben – was Dünnwald ebenfalls öffentlich angelastet worden war. Dünnwald geht derzeit juristisch gegen den Kultursenator vor, der ihm im November fristlos gekündigt hatte. HB