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Archiv-Artikel

Währungen aus dem Internet

DIGITALGELD Liberty Reserve war nicht das einzige WWW-Zahlungsmittel. Auch Bitcoins sind beliebt

Wer mit Bitcoins handeln will, muss eine entsprechende Software nutzen

BERLIN taz | Während die meisten Menschen von einem Zahlungsmittel namens „Liberty Reserve“ noch nie gehört haben dürfen, geistert eine andere digitale Währung schon seit Monaten immer wieder durch die Presse: die „Bitcoins“.

Hinter denen steht keine Bank oder feste Organisation, im Gegenteil: Bitcoins ist streng dezentral organisiert. Es sind die „Miner“ genannten Nutzer selbst, die das Digigeld mit ihren Computern weltweit erzeugen. Sie führen komplizierte Rechenoperationen aus, mit deren Hilfe Transaktionen organisiert und Bitcoins erzeugt werden.

Gehandelt werden diese jedoch an Börsen, Mt. Gox etwa, dem weltweit größten Handelsplatz für Bitcoins mit Sitz in Japan. Transaktionen funktionieren, indem Käufer und Verkäufer eine komplizierte Folge von Zertifikaten und Schlüsseln austauschen, die sicherstellen sollen, dass ein Bitcoin nicht beliebig häufig ausgegeben werden kann, der Zahlende liquide und das Geld vor Kriminalität sicher ist.

Wer mit Bitcoins handeln will, muss eine entsprechende Software nutzen und kann theoretisch jede Transaktion unter einer anderen Adresse durchführen. Deswegen gilt die Währung als weitgehend anonym – alle Bitcoin-Transaktionen werden allerdings in einer großen dezentralen Datenbank namens Block Chain gespeichert, um Fälschungen vorzubeugen.

Das Nutzerspektrum von Bitcoins ist bunt: Zum einen gilt die Währung als beliebtes Zahlungsmittel auf der „Silk Road“, einem digitalen Drogenschwarzmarkt. Auf der anderen Seite zählen auch die Internetunternehmerzwillinge Winklevoss, die sich lange mit Marc Zuckerberg darum stritten, wer zuerst die Idee für das Soziale Netzwerk Facebook hatte, zu den Anhängern.

Schlagzeilen machten Bitcoins im April: Vor dem Hintergrund neuer Turbulenzen des Euros kletterte der Kurs des Digi-gelds plötzlich auf 200 Dollar – nur um binnen weniger Stunden wieder die Hälfte seines Werts einzubüßen. Tatsächlich sind Bitcoins ziemlich unattraktiv für Geldwäsche oder Spekulationen im größeren Umfang, denn ihre Gesamtmenge ist auf 21 Millionen begrenzt.

Trotz der Wünsche einiger Regulierer hält es etwa die Washington Post für unwahrscheinlich, dass die US-Behörden nach Liberty Reserve nun Bitcoin zu Leibe rücken – schon allein deswegen, weil unklar ist, gegen wen in diesem dezentralen Netz vorgegangen werden sollte.

Von allen Debatten unbeschadet sind Onlinebezahlsysteme wie PayPal, die keine eigenen Währungen betreiben, sondern lediglich Geldtransaktionen abwickeln. Bei PayPal müssen Nutzer zwar ein virtuelles Konto anlegen, anonyme Transaktionen sind hier aber kaum möglich, da bei der Registrierung Kontodaten angegeben werden müssen, die von PayPal überprüft werden. Bezahlt wird, indem entweder Guthaben von einem PayPal-Konto an einen Dritten transferiert wird, per Kreditkarte oder in Deutschland auch per Lastschriftverfahren. Für den Onlinehandel ist PayPal vor allem attraktiv, weil keine Verzögerungen durch lange Überweisungszeiten entstehen und es internationale Transaktionen vereinfacht. MEIKE LAAFF