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Archiv-Artikel

Wenn der Neuzugang mitdenkt

TORMASCHINE Ruud van Nistelrooy entscheidet das Spiel des HSV in Stuttgart – zur Freude seines Trainers

Um 16.53 Uhr kam der Ersehnte aufs Feld, um 17.03 Uhr stand es 1 : 2, um 17.04 Uhr 1 : 3

Ruud van Nistelrooy gibt Interviews so, wie er auch seine Tore schießt: Er steht da, wo man stehen muss, und tut, was getan werden muss. Dann lässt er wissen, dass er seinem Einsatz entgegengefiebert habe – „ich war ein bisschen ungeduldig“ – und nun rundum zufrieden sei: mit dem Ergebnis wie auch mit dem eigenen Beitrag dazu.

Alles andere wäre an diesem Wochenende auch überraschend gewesen. Schließlich hat der Hamburger SV am Samstag eine Partie für sich entschieden, die ohne die Einwechslung des Niederländers wohl 1 : 1 ausgegangen wäre. Nach der Führung durch Marcus Berg (23.) hatte der VfB Stuttgart nach dem Seitenwechsel erfolgreich auf den Ausgleich gedrängt (Christian Träsch, 55.), danach aber den Fuß vom Gaspedal genommen. Als sich van Nistelrooy in der 65. Minute anschickte, das Spielfeld zu betreten, war seine Mannschaft mit sich und der Welt längst im Reinen: Zu Gast beim zweitstärksten Team der Rückrunde entscheidet sich ein zuletzt doch etwas unsicherer Kantonist wie der HSV gerne mal mit einem Remis.

Nicht mal der eigene Ballbesitz veranlasste in dieser Phase des Spiels noch irgendeinen Hamburger Spieler, sich auffällig zu bewegen. Hinten stand man sicher, und wenn dann doch einmal ein Stuttgarter durchkam, zeigte Frank Rost eine jener Paraden, die Stuttgarts Trainer Christian Gross nachher ins Schwärmen geraten ließen: „Der HSV hat einen sehr guten Torhüter, das muss man einfach anerkennen.“ Rost sei der „entscheidende Mann“ gewesen – „neben van Nistelrooy“.

Die „Ruuud!“-Rufe aus der Gästekurve wurden um 16.53 Uhr erhört: Der Ersehnte kam, um 17.03 Uhr stand es 1 : 2, um 17.04 Uhr gar 1 : 3 – und beide Male hatte einer den Ball über die Linie bugsiert, dessen pure Verpflichtung in Hamburg für mehr Aufsehen gesorgt hatte als die Transfers der vergangenen Jahre zusammengenommen.

Um die „Kam – sah – siegte“-Storys ein wenig zu erden, wies Trainer Bruno Labbadia nach den Treffern von Stuttgart immer wieder brav darauf hin, dass sein prominenter Schützling noch „Aufholbedarf“ habe. Andererseits war der gestrenge HSV-Coach bekanntlich in seinem früheren Leben auch so einer, der gerne da stand, wo man als Stürmer stehen muss. Und gab jetzt doch irgendwann frisch von der Leber weg zu, dass „einem als Trainer das Herz aufgeht, wenn man sieht, wie Ruud gleich mitdenkt, wo er stehen muss, wenn ein Ball durchrutscht“. CHRISTOPH RUF