: Aufmarsch in der Autostadt
NEONAZIS In Wolfsburg konnten Rechtextreme trotz Protesten marschieren. Die Teilnehmerzahl der Gegendemonstranten war niedriger als erwartet
KLAUS MOHRS, OBERBÜRGERMEISTER
Die Erwartungen der „Initiative Zukunft statt Überfremdung“ erfüllten sich nicht: 570 Rechtsextreme marschierten am Samstag gegen „Überfremdung“ durch das niedersächsische Wolfsburg. Die Initiatoren dieses fünften „Tags der deutschen Zukunft“ hatten dabei schon nicht mehr auf einen höheren Zuspruch als 2012 gehofft. Von einer „Pleite für die Organisatoren“ des Neonaziaufmarsches sprach denn auch während des Marsches Reinhard Koch, Leiter des örtlichen „Zentrums demokratische Bildung“, sollte es bei der Zahl der Teilnehmer bleiben.
Bereits am Bahnsteig konnten die Rechtsextremen, unter denen vielen Frauen waren, lesen, wie unerwünscht sie waren. „Respekt – Kein Platz für Nazis“, stand auf einem übergroßen Transparent am VW-Hochhaus.
Auf dem VW-Parkplatz begann um 10 Uhr ein „Fest der Demokratie“. organisiert vom „Schulterschluss Wolfsburger Demokraten“. Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) sagte: „Wir haben aus Wolfsburg das gemacht, was die Nazis nicht wollten. Hier leben über 130 Nationen friedlich und respektvoll zusammen.“ 1938 waren die Stadt und das VW-Werk von den Nationalsozialisten gegründet wurden.
Unangemeldeten Protest gab es gleich in der Unterführung am Bahnhof. Etwa 40 Gegendemonstranten versuchten, den Durchgang zu blockieren. An die 200 Menschen versuchten, die Neonazi-Route zu besetzen. Bei späteren Blockadeversuchen kam es zu Auseinandersetzungen. „Mir wurde mehrfach von einem Polizisten mit gepanzerten Handschuhen mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen“, sagt ein Mitglied der Grünen Jugend Göttingen. In einer Pressemitteilung berichtet sie von Pfefferspray und angedrohtem Schlagstockeinsatz. Elf Personen kamen in Gewahrsam, fünf Beamte wurden verletzt.
Erst um 14 Uhr konnte der „Freie Nationalist“ Dieter Riefling die Demo-Auflagen am Bahnhof verlesen. Die Reden von Christian Worch, Gründer der Partei „Die Rechte“, und Thomas Wulff, dem Hamburger NPD-Vize, gingen in Pfiffen und Parolen der Gegendemonstranten unter. Der Berliner NPD-Vorsitzende Sebastian Schmidtke sprach derweil unbeirrt vom „NSU-Schauermärchen“.
Mehr als 5.000 Gegendemonstranten waren vor Ort. Ein Erfolg, obwohl die Veranstalter die erwartete Zahl auf 20.000 Menschen beziffert hatten. ANDREA RÖPKE/ANDREAS SPEIT