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Archiv-Artikel

Tausende Zivilisten zwischen den Fronten eingeschlossen

SYRIEN/LIBANON UN: freies Geleit für Verletzte aus syrischer Stadt al-Kusair. Ostlibanon unter Feuer

BERLIN taz/epd | Hochrangige UN-Vertreter haben freies Geleit für Zivilisten gefordert, die in der stark umkämpften westsyrischen Stadt al-Kusair eingeschlossen sind. „Wir sind extrem beunruhigt über Berichte, wonach in al-Kusair Tausende Zivilisten zwischen den Fronten gefangen sind“, hieß es in einer am Wochenende veröffentlichten Erklärung der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, und der UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe, Valerie Amos. Bis zu 1.500 Verletzte müssten dringend aus der Stadt gebracht werden. Mit Unterstützung von libanesischen Hisbollah-Kämpfern belagern syrische Regierungstruppen die Kleinstadt seit etwa zwei Wochen.

Ein humanitärer Korridor würde Hilfsorganisationen den Zugang nach al-Kusair erlauben. Verletzte könnten zudem in sicherere Gebiete oder ins Nachbarland Libanon gebracht werden. Doch ohne Zustimmung der syrischen Regierung könnte ein solcher Korridor nur militärisch durchgesetzt werden, wozu die internationale Gemeinschaft derzeit nicht bereit ist.

Deren Zerstrittenheit zeigte sich am Samstag im Weltsicherheitsrat. Nach Angaben aus UN-Diplomatenkreisen hat Russland erneut eine gegen Syrien gerichtete Deklaration verhindert. Darin sollte die Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen al-Kusair kritisiert werden.

Unterdessen ist das libanesisch-syrische Grenzgebiet erneut Kriegsschauplatz geworden. In der Region Baalbek im Ostlibanon seien 16 Geschosse eingeschlagen, hieß es aus Sicherheitskreisen in Beirut. Der Landstrich ist eine Hochburg der Hisbollah. Libanesische Medien berichteten zudem, dass es östlich der Stadt Baalbek in der Nacht zu Sonntag zu Zusammenstößen zwischen syrischen Rebellen und der Hisbollah gekommen sei. Es sei der erste Zusammenstoß dieser Art auf libanesischem Territorium.

Auch politisch destabilisiert der Syrienkonflikt das Nachbarland weiter. Die für Juni geplante Parlamentswahl war am Freitag auf November 2014 verschoben worden, weil sich die Sicherheitslage verschlechtert hatte. Der Entschluss folgt einem Streit über ein neues Wahlgesetz, von dem sich die Parteien mehr Einfluss erhoffen. Auch die Regierung ist in einer Krise. Seit dem Rücktritt des Kabinetts im März ist es Premier Tammam Salam nicht gelungen, eine Regierung zu bilden. JANNIS HAGMANN