Pfalz gewinnt Strom aus der Erde

2.800 Meter tief, 150 Grad heiß: In Landau soll Thermalwasser zu Strom werden

MAINZ taz ■ Die Chancen stehen gut, dass 2007 das erste industrielle Geothermie-Kraftwerk in Rheinland-Pfalz Wärme und Strom liefern kann. In Landau will man in 2.800 Meter Tiefe die Wärme von Thermalwasser nutzen, das dort unten 150 Grad heiß ist. Die zweite Bohrung hat nun begonnen.

Das 15-Millionen-Euro-Projekt der Firmen Energie Südwest und Pfalzwerke soll mit 2,5 Megawatt Leistung Strom für 5.400 Haushalte erzeugen. Dieser wird nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 20 Jahre mit 15 Cent je Kilowattstunde vergütet. Gleichzeitig fällt Wärme für zunächst 300, im Endausbau sogar 1.000 Haushalte ab.

Die Erdwärme ist eine unerschöpfliche Energiequelle, die rund um die Uhr zur Verfügung steht. Mit jedem Kilometer Tiefe nimmt die Temperatur um rund 30 Grad zu. Allerdings gibt es Regionen, in denen die Temperatur geologisch bedingt höher ist. Hierzu zählt vor allem der Oberrheingraben zwischen Basel und Worms. Im Dreieck Landau–Speyer–Karlsruhe gibt es zudem einen „Hot Spot“, wo 150 Grad heißes Wasser schon ab 2.500 Meter Tiefe ansteht. Außerdem sind Norddeutschland und der Voralpenraum interessant.

Die Vorzüge des Oberrheingrabens locken nun risikofreudige Unternehmen an: In der Region Rheinpfalz haben sie ihre Claims abgesteckt, um dabei zu sein beim Erdwärmeboom. Etwa ein Dutzend Kraftwerke sind in mehr oder weniger konkreter Planung. Das Potenzial dieser Technik belegt eine Studie des Bundesumweltministeriums: Im Oberrheingraben ist sechsmal mehr Wärmeenergie nutzbar, als der dortige Bedarf im Niedertemperaturbereich beträgt. Bundesweit gibt es bereits 26 größere Anlagen mit einer Wärmeleistung von 80 Megawatt.

Die oberflächennahe Erdwärme ist auch für kleinere Anwendungen interessant: Hier werden teils in Kombination mit Wärmepumpen die Temperaturen ab der Grasnarbe bis in Tiefen von 400 Metern genutzt. Das geschieht mithilfe von Erdwärmekollektoren, Grundwasserbrunnen, Erdwärmesonden oder Energiepfählen. Vergleichbare Anlagen versorgen die Kunsthalle in Emden, das Energieforum am Berliner Ostbahnhof und die Deutsche Flugsicherung im südhessischen Langen. Auch für Wohngebäude ist das Umschalten auf Erdwärme eine Alternative: 2004 wurden über 10.000, 2005 etwa 15.000 Anlagen gebaut, und in diesem Jahr erwartet die Geothermische Vereinigung sogar eine Verdoppelung der Neuinstallationen.

MARTIN FREY