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Archiv-Artikel

„Service statt Aufsicht“

ENGAGEMENT Stiftungshauptstadt Hamburg lädt Stiftungsgründer zum Senatsempfang ein

Von PS
Jakob Nicolai

■ 51, Jurist, leitet seit 2002 in der Hamburger Justizbehörde die Abteilung Stiftungsangelegenheiten, Justitiariat und Zivilrecht.

taz: Herr Nicolai, wie viele neue Stiftungen wurden 2012 in Hamburg gegründet?

Jakob Nicolai: Insgesamt 36.

Mehr als in den Vorjahren?

Nicht wesentlich; seit der Finanzkrise 2008 kommen 30 bis 35 jährlich hinzu. Vor 2008 waren es 50, manchmal sogar 60 Neustiftungen pro Jahr.

Welche Themen haben die 2012 gegründeten Stiftungen?

Das ist wie immer bunt gemischt: Ein Drittel widmet sich Wissenschaft, Forschung und Kultur, ein Drittel der Bildung und Jugendförderung und ein Drittel sozialen Zwecken.

Hat sich diese Verteilung in den letzten Jahren verändert?

Nicht signifikant.

Gibt es auch ökologisch orientierte Stiftungen?

Ja, aber mit vier Prozent ist das ein Randbereich.

Was für Menschen gründen heutzutage Stiftungen?

Eher Männer, weil sie hierzulande – immer noch – oft mehr Geld haben. Und meist sind es Ältere, die ihr Berufsleben weitgehend hinter sich haben, keine Kinder oder Angehörigen haben und mit ihrem Nachlass etwas Gutes tun wollen. Sie bilden die Mehrheit der Stiftungsgründer. Es gibt aber auch junge Leute, die etwas auf die Beine stellen wollen und dafür eine Stiftung gründen.

Stiftungen entlasten den Staat. Ermutigen Sie Stifter gezielt?

Ja. Unsere Behörde fährt ein umfangreiches Programm, zu dem auch der heutige Neustifterempfang im Rathaus zählt.

Wie viele Stiftungen gibt es derzeit in Hamburg?

1.274 selbstständige Stiftungen des Zivilrechts. Daneben gibt es Stiftungen des öffentlichen Rechts – wie die Museumsstiftungen. Sie sind aber keine Stiftungen im eigentlichen Sinne, denn sie wurden per Gesetz geschaffen und sind Unterabteilungen der Verwaltung.

Wie groß ist das Finanzvolumen der Hamburger Stiftungen?

Das Vermögen beträgt 7,5 bis acht Milliarden.

Stimmt es, dass Hamburg Stiftungshauptstadt ist?

Ja, mit großem Abstand.

Woran liegt das?

Einerseits daran, dass wir die Stiftungen sehr gut betreuen. Kollegen aus anderen Bundesländern bescheinigen uns, dass wir personell sehr gut ausgestattet sind. Außerdem verstehen wir uns weniger als Aufsichts-Behörde denn als Service-Einrichtung für die Stiftungen. Hinzu kommt, dass Hamburg eine jahrhundertelange Stiftungstradition hat.  INTERVIEW: PS

Senatsempfang für jene, die 2012 eine neue Stiftung gegründet haben: 17 Uhr, Rathaus