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Archiv-Artikel

Dünnhäutig bei Libeskind

UNIVERSITÄT IN AUFRUHR

Von THA

Die Stimmung an der Leuphana-Uni Lüneburg dürfte denkbar mies sein. Sieben Millionen Euro mehr wird ihr geplanter Libeskind-Bau ohnehin schon kosten, ursprünglich war er mit 60 Millionen Euro veranschlagt. Wegen möglicher Ungereimtheiten bei der Auftragsvergabe drohen zudem EU- und Landesfördermittel wegzubrechen – bewilligt sind über 31 Millionen Euro.

Verstöße gegen Vergaberichtlinien wirft die EU-Antikorruptionsbehörde Olaf der Uni laut Medienberichten bei ihrem Audimax-Bau vor. Die Korruptionsermittler stören sich demnach in einem Prüfbericht vor allem am Engagement des Stararchitekten Daniel Libeskind. Uni-Präsident Sascha Spoun und sein Vize Holm Keller hatten Libeskind einst für die Bauentwürfe nach Lüneburg geholt und mit einer Professur und Beraterverträgen ausgestattet.

Unschöne Schlagzeilen hat das der Uni gebracht – äußerst dünnhäutig reagiert sie. Schon im ersten Statement erklärte die Uni, stets nach Vorschrift gehandelt zu haben. Und kündigte an, „jedes zur Verfügung stehende Rechtsmittel“ zu nutzen, um ihrem Standpunkt „Geltung zu verschaffen“. Das wurde umgesetzt: Eine „Presseunterweisung“ schickte die Uni gleich nach den ersten Artikeln pauschal über ihren Medienverteiler. Berichte, der Staatsanwaltschaft Verden liege der Olaf-Prüfbericht vor, sollten richtiggestellt werden, so die Forderung. Diversen Redaktionen flatterte zudem ein Unterlassungsbegehren ins Haus: Die 90.000 Euro für die umstrittene Libeskind-Professur gingen nicht komplett an den Architekten persönlich. 40.000 davon seien für Sachmittel.

Auch gegen das Wissenschaftsministerium schwang die Uni die juristische Keule: Per Eilantrag beim Verwaltungsgericht Hannover forderte Präsident Spoun Einsicht in die vorläufige Fassung des EU-Prüfberichts, der dem Ministerium vorlag. Vergebens – der Antrag wurde noch am Donnerstag zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft Verden, zuständig für Korruptionsbekämpfung, teilte unterdessen am Freitag mit, der EU-Bericht sei zwischenzeitlich eingegangen. Und werde nun geprüft.  THA