: Uni lässt Publizisten sitzen
Die Stimmung am Institut für Publizistik der FU ist miserabel: Viele Professorenstellen sind vakant, teilweise seit Jahren. Die Studenten fürchten um ihr Fach. Schuld an der Lage sei das Uni-Präsidium
Von Sandra Courant
Vor knapp zwei Wochen herrschte noch Jubel an der Freien Universität (FU): Mit neun anderen Hochschulen wurde sie in der Vorauswahl des Exzellenzwettbewerbs überraschend als eine der zehn besten deutschen Unis nominiert. Doch nicht allen Instituten der FU geht es ausgezeichnet: Das Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften etwa steht kurz vor dem Kollaps.
Rund 2.500 Studenten studieren dort, angepeilte Abschlüsse: Bachelor und Magister. Schon der FU-Strukturplan von 2004 reduzierte die Zahl der Professuren offiziell von zehn auf acht. „Aber derzeit halten nur vier Professoren Lehrveranstaltungen ab“, beschwert sich Harald Herbig von der Fachschaftsinitiative. Grund: Mehrere Stellen sind vakant – teilweise seit Jahren. Eine weitere wird offenbar nicht besetzt, weil sich Präsidium und Berufungskommission nicht einigen können. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Herbig. Mit den wenigen Professoren könne der Lehrbetrieb nicht mehr sichergestellt werden.
Die Stimmung an der Publizistik ist düster – das Verhältnis zwischen Institut und Unileitung offenbar angespannt. „Die Situation ist derzeit so schwierig, dass ich mich dazu nicht öffentlich äußern möchte“, erklärt der Geschäftsführende Direktor des Instituts, Hans-Jürgen Weiß. Auch sein Kollege, Professor Winfried Göpfert, wählt seine Worte genau: „Ich habe den Eindruck, dass wir immer mehr Studierende, aber immer weniger Lehrende haben.“ Für den Unmut der Studenten zeigt der Professor Verständnis.
Überfüllte Seminare, Referatsgruppen mit bis zu zehn Teilnehmern, ja sogar verlängerte Studienzeiten, weil sich kein Betreuer für die Abschlussarbeit findet – all das wollen die Studenten nicht länger hinnehmen. „Wir werden konstruktiv dazu beitragen, unser Institut zu retten“, sagt Herbig. Hilfe wollen sie bei Vertretern der Parteien und bei prominenten Absolventen suchen. Erster Adressat des Protestes ist das Präsidium der Uni. Denn dort zögere man die Neubesetzung der Stellen hinaus.
„Bis vor kurzem hatten wir auf der Institutsseite einen Link, der die desolate Stellensituation genau aufschlüsselt“, sagt Fabian Guhl, Student im vierten Semester. „Den mussten wir auf Anordnung des Präsidiums runternehmen.“ Die Universitätsleitung bestreitet das. Für sie ist die Position der Studenten „nicht nachvollziehbar“, sagte der Sprecher des Präsidenten, Goran Krstin.
Zum Sommersemester werde ein neuer Professor eingestellt, kündigt er an. Für eine weitere Professur liege bereits die Berufungsliste vor. Auch Spekulationen, das Präsidium wolle das Institut ausbluten und schließen, dementiert Krstin. Schließlich gehöre das Institut zu den größten und bedeutendsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. „Wenn man einen so umfangreichen Studiengang aufrechterhalten will, muss man dafür auch Sorge tragen“, kommentiert dies Göpfert.
Wie die Zukunft des Instituts aussieht, soll morgen ein Gespräch zwischen Institutsvertretern und dem Präsidium klären.