Strukturierte Trennung der Sprachen

betr.: „Man spricht Deutsch“, taz vom 24. 1. 06

Als seit langem in einer Kreuzberger Einrichtung tätige Logopädin unterstütze ich ausdrücklich die Initiative der Herbert-Hoover-Oberschule aus folgendem Grund:

Um zwei Sprachen gut lernen zu können, ist eine strukturierte Trennung des Sprachangebotes zwingend notwendig. Entweder „eine Person – eine Sprache“ oder verschiedene, klar voneinander abgetrennte Situationen (z. B. zu Hause nur Türkisch, nur beim gemeinsamen Essen Deutsch o. ä.). Aus dem Druck heraus, ihren Kindern die Integration zu erleichtern und aus der mangelnden Anerkennung der Migrantensprache bieten Eltern oft „häppchenweise“ Deutsch an, vermischt mit ihrer Muttersprache. Da verschiedene Sprachen aber immer auch verschiedene grammatikalische Systeme sind, kommt es bei den Kindern sehr oft zu einer Vermischung der Sprachen, der „doppelten Halbsprachigkeit“: die Kinder können weder Deutsch noch Türkisch richtig, sie haben in keiner Sprache das grammatikalische System verinnerlicht und können die beiden Sprachen nicht sauber voneinander trennen. Wenn nun die Herbert-Hoover-Oberschule diese Regelung des Nur-Deutsch-Sprechens einführt, unterstützt sie eine Trennung der Sprachen und ermöglicht ihren Schülern den Erwerb einer korrekten deutschen Sprache.

SABINE PALLHORN-KARL, Berlin