: Showdown mit dem Schlossherrn
Erstmals traf Wilhelm von Boddien auf seine Kritiker. Während Boddien von einer Kampagne gegen den Schlossverein spricht, erneuern seine Gegner ihre Vorwürfe
Am Ende verlor selbst der Schlossherr seine Contenance. „Es geht hier nicht um Kritik, sondern darum, die Arbeit des Schlossvereins zu verhindern“, rief Wilhelm von Boddien in Richtung seiner Kritiker. „Das ist eine Kampagne.“
Dabei hatte alles ruhig und friedlich begonnen am gestrigen Mittag im Deutschen Architekturzentrum in der Köpenicker Straße. Der Architekt Philipp Oswalt und die Journalistin Ulrike Steglich hatten noch einmal die Presse geladen, um ihre Kritik an der Spendenpraxis von Boddiens Schlossverein zu erneuern. Dass auch Wilhelm von Boddien kommen würde, war schon im Vorfeld durchgesickert. Zusammen mit dem Vorsitzenden des Fördervereins, Richard Schröder, und dem Architekten Rupert Stuhlemmer nahm er in der hintersten Reihe Platz.
Es war nichts Neues, was Oswalt und Steglich vortrugen. Doch die Vorwürfe haben an Brisanz nichts verloren. Weil der Neubau eines Schlosses kein Denkmal sei, könne ein Verein, der um Spenden für diesen Neubau werbe, nicht gemeinnützig sein. So der Vorwurf Nummer eins. Nummer zwei: Für die Fassade könne noch gar nicht gespendet werden, da es noch gar keinen Bauherren für den knapp eine Milliarde teuren Neubau gäbe. Stattdessen würde ein Großteil der Gelder für Planungskosten verwendet, für die es keinen Auftraggeber gebe.
Einen Punktsieg konnte Boddien immerhin in Sachen Gemeinnützigkeit landen. Die nämlich sei ihm von der Senatsfinanzverwaltung eben erst bestätigt worden. Boddiens Argument: „Mit der Nutzung des Schlosses als Humboldt-Forum entsteht ein Bau, der der Kultur gewidmet ist. Spenden, die dazu beitragen, diesen Bau zu ermöglichen, sind also nicht steuerschädigend.“ Oswalt und Steglich dagegen argumentieren, dass die 7 Millionen Euro, die der Verein bis Ende 2004 sammelte, für den Fiskus Steuermindereinnahmen von 2,5 bis 3 Millionen Euro bedeuteten.
Einräumen musste Boddien allerdings, dass die Planungskosten für seinen Architekten Stuhlemer (alleine 210.000 Euro 2003) eine Rechnung ohne Wirt sind. „Selbstmandatierung“ nennt Boddien den Vorgang, nicht ohne freilich anzumerken, dass er diese Selbstmandatierung für nötig halte. „Wenn das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung irgendwann mit dem Bau beginnt, sind wir die Einzigen, die Pläne für die Schlossfassade haben“, freut sich Boddien. Worüber er sich weniger freuen dürfte: Das Bundesamt hat mehrfach erklärt, in keinem Auftragsverhältnis mit Boddiens Verein zu stehen.
Skeptisch sind inzwischen auch die Grünen und die Linkspartei im Abgeordmetenhaus geworden. In einer Erklärung fordern die Abgeordneten Oliver Schruoffeneger und Carola Bluhm Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) auf, „zu erklären, aus welchen Gründen es für den Verein möglich war, gesetzliche und rechtliche Regelungen nicht zu befolgen“. UWE RADA