KURZKRITIK: JAN ZIER ÜBER „DIE HÜBNER-JAHRE“ IM THEATER BREMEN : Nicht wiederzubeleben
Anekdoten und Schlagworte allein tragen halt kein Theaterstück. Aber die Idee war wohl zu verlockend: Der 50. Jahrestag des Beginns der Intendanz von Kurt Hübner fiel zusammen mit dem Anfang der Amtszeit von Michael Börgerding – man hat schon Stücke mit nichtigeren Anlässen und Zielen aufgeführt, als dem Versuch, die Ära Kurt Hübners wiederzubeleben, und so für einen Abend wenigstens – am Ort des Geschehens! – jene Theaterzeit auferstehen zu lassen, die im Land noch immer glorifiziert wird: die Jahre von 1962 bis 1973.
Die fünf SchauspielerInnen, die sich da mit Regisseur Gernot Grünewald auf den Weg gemacht haben, sind allesamt Nachgeborene, also auf das angewiesen, was die Zeitzeugen ihnen erzählen. Immer wieder ist dann von den großen Namen die Rede, die Hübner nach Bremen geholt hat, von Regisseuren wie Rainer-Werner Fassbinder und Peter Zadek, von SchauspielerInnen wie Jutta Lampe und Bruno Ganz, vom Bühnenbildner Wilfried Minks – von Leuten, die später große Namen hatten. Aber alles bleibt weit weg, irgendwie, inklusive der Inszenierungen, die doch so grandios gewesen sein sollen.
Und so bleiben nur Geschichten von damals, Erinnerungen an einen zynischen Zadek, an einen cholerischen, verschwenderischen, aber irgendwie auch herzlichen Hübner und seinen Hass auf den Verwaltungsdirektor und die Kulturpolitik. Gedenken an Rebellionen, an Anregendes und Selbstgefälliges, Unverstandenes und Innovatives, Konsumfeindliches und Publikumsfernes. Am Ende stellt das Stück Hübner mehr infrage, als es vielleicht wollte.
Es hätte, deutlich gekürzt, ein gutes Radio-Feature ergeben. Doch auf der Bühne funktioniert es nicht. Und die Stuhlreihen in der zweiten Vorstellung bleiben weitgehend leer – eine unfreiwillige Gemeinsamkeit mit jener Zeit.
Die Hübner-Jahre? Aus, vorbei und lange her! Nicht wiederzubeleben. Macht aber nichts.
„War da was? – Die Hübner-Jahre. Ein Projekt“, wieder am: 13. und 15. 6., 20 Uhr sowie 16. 6, 15.30 Uhr und 23. 6., 18.30 Uhr Kleines Haus