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„Ich will nie sterben“

GRENZGÄNGER In seiner Kindheit wurde Andreas Altmann von seinem Nazi-Vater geprügelt und terrorisiert. Seine Autobiografie wurde zum Bestseller. In seinem neuen Buch, „Dies beschissen schöne Leben“, schreibt er von der Zeit danach. Ein Gespräch über Getriebenheit und Lebenshunger, dem Grauen vor der Wohlfühlgesellschaft, Zen-Buddhismus und Sex. Und über den Unterschied zwischen der niederen und der höheren Sinnlosigkeit des Lebens

Andreas Altmann

■ Der Mensch: Geboren am 3. Oktober 1949 in Altötting, Bayern. Der Vater: gewalttätig. Die Mutter: schwach. Psychologie- und Jurastudium abgebrochen, Schauspielstudium abgeschlossen. Mittlerweile lebt er in Paris. Weil die Deutschen ein bisschen verklemmt sind im Arsch, und weil er gerne Fremder ist, sagt Altmann. Da sei man achtsamer.

■ Der Reporter: Ende der Achtziger begann Altmann zu schreiben, zunächst Reisereportagen, später auch Bücher. „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ wurde zum Bestseller. Im März erschien „Dies beschissen schöne Leben“.

GESPRÄCH TOBIAS OELLIG

Andreas Altmann, 63, wollte Bodybuilder und Radrennfahrer werden. Er fing an, Psychologie und Jura zu studieren, brach beides ab. Er reiste um die Welt, war Nachtportier, Spüler und Schauspieler. Mit 38 fing er an zu schreiben, er wurde mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Altmann lebt heute in Paris und hat in den letzten zwei Jahren fünf Bücher veröffentlicht. Gerade ist er auf Lesetour quer durch Deutschland. Sein Hotel am Alexanderplatz in Berlin wirbt mit Bestpreis-Garantie und Geld-zurück-Versprechen, die Lobby hat den Charme einer Autobahnraststätte. Altmann spendiert einen Kaffee aus dem Vollautomaten und ein Balisto.

sonntaz: Herr Altmann, Sie lieben doch das Schöne. Warum steigen Sie in so einem grässlichen Hotel ab?

Andreas Altmann: Ja, ich bin ein schönheitsdurstiges Tier. Nun, der Verlag hat das Hotel gebucht. Die Hütte ist mir vollkommen egal. Ich stelle hier nur mein Gepäck unter, die Nacht werde ich privat woanders verbringen.

Was würden Sie denn hier verändern?

Ich würde alles von der Müllabfuhr abholen lassen, nur das Klopapier behalten. Und dann Zen-mäßig einrichten. Schon die Betten sind falsch! Mit diesem Schlitz zwischen den beiden Matratzen, der auseinandergeht, wenn man vögelt! Dann dieser kleine Tisch zum Schreiben, aber, klar: ein Riesenfernseher daneben! In solchen Kammern meditiere ich sofort, um das auszuhalten, dann arbeite ich.

Sie waren mal acht Monate im Zen-Kloster in Kioto. Meditieren Sie täglich?

Ja. Im Zen lernt man, seine Kräfte einzuteilen. Monotasking! Multitasking ist die Ursünde des modernen Menschen. Monotasking heißt: Ich mache ein Ding. Nur eins. In diesem Augenblick. Ich kann auch viele Dinge zur selben Zeit, aber dann eben verpfuscht und ungenau erledigen: Fußmalen und Fernsehen und Fingernägelkauen und die taz lesen. Lese ich die taz aber konzentriert, habe ich mehr davon.

Warum lenken sich denn so viele Menschen ab und verdaddeln ihre Lebenszeit?

Keine Ahnung, woher diese Sucht nach Schwachsinn kommt: Umberto Eco hat mal gesagt: „Das Internet hat uns zurück in die Steinzeit geführt.“ Wenn man die Statistiken auf Google anguckt, dann klicken die Leute vor allem drei Sachen: Sexgeschichten, Celebrity-Geschichten und Games. Dann kommt lange nichts. Gewiss, das Internet ist ein grandioses Mittel, aber nur, wenn man es klug gebraucht. Ähnlich dem Fernsehen, das ja im Grunde auch ein grandioses Medium ist. Aber der große Haufen will das Billige, das Dämliche, die RTL-Kacke. Und Arte hat nur ein Prozent der Zuschauer! Der Zugang zum Wissen löst noch lange nicht das Wissenwollen aus. Wie sagte Einstein? „Nicht dass sie nichts wissen, ist schlimm. Sondern dass sie nicht wissen wollen.“

Warum wollen die Menschen denn nichts wissen?

Wo setzt man da die pädagogische Brechstange an? Ich vermute, den meisten ist die Welt zu komplex, sind die Zusammenhänge zu kompliziert. Da dämmern sie lieber, ganz unangestrengt.

Und stattdessen wollen sie …

… „Brad Pitt vögelt jetzt Angelina Jolie“. Das kapieren sie, da kennen sie sich aus. Oder: „Neue Frisur für Jennifer Aniston.“ Oder: „Lindsay Lohan twittert seit zwei Wochen wieder.“ Das ist nicht komplex, das strengt nicht an.

Deshalb haben Reality-Formate so viel Erfolg?

Seit „Big Brother“ hat sich herumgesprochen, dass du unauslotbar bescheuert sein darfst. Wichtig ist nur, dass du dich splitternackt unter die Dusche stellst oder dir unter der Bettdecke einen blasen lässt. Und die anderen schauen dir dabei zu. Dann hast du es geschafft.

Wissen ist also nicht mehr sexy?

Wissen ist Macht, aber nichts wissen macht nichts. Wir werden mit so viel seichter Scheiße, so viel gnadenlosem Schwachsinn traktiert, mit so viel Gottschalk-, Raab-, Klum-, Bohlen-Hirnzellenvernichtungsmaschinen kujoniert, von so viel Verblödungs-Tsunamis überrollt. Neulich hat mich ein Kritiker beschimpft, weil ich belesen bin, im Sinne von: Spinnst du, Alter?

Meditieren Sie deshalb?

Die Meditation ist ja kein Wundermittel, nee, nur ein ungeheuer einfaches Werkzeug, um herauszufinden, was mir guttut und was nicht. Zu lernen, dass ich in diesem, genau diesem Augenblick vorhanden bin. Achtsamkeit trainieren. Aus Respekt vor mir und aus Respekt vor der Person, mit der ich gerade zu tun habe. Ich will mein Leben nicht verdaddeln, sondern ihm Richtung geben, ein Ziel, Intensität.

Aber Zen-Mönche meditieren nicht nur, um mehr im Augenblick zu sein. Sondern vor allem, um ihr leidvolles Ego zu überwinden. Auch Ihnen wird oft vorgeworfen, ein Egomane zu sein. Haben Sie Ihr Ego noch nicht wegmeditieren können?

Uff, die Erleuchtung, was für ein esoterisches Gebläse. Es geht doch darum, wie ich, ohne an Egomanie zu platzen, mit meinem Ego umgehe. Es abschaffen? Wie soll das funktionieren? Ja, nach einer Enthauptung. Dann ist es weg. Vorher nicht.

Sie brauchen Ihr Ego ja auch als Brennstoff für Ihre Geschichten. Es treibt Sie an.

Na klar. Wenn ein Mensch kein Ego hat, dann ist er Parkwächter. Und selbst da bin ich mir nicht sicher. Irgendeines hat auch er. Das Leiden treibt zur Kreativität. Du leidest, und deshalb machst du schöne Dinge. Um zu kompensieren, was dir fehlt im Leben.

Woran genau leiden Sie? An dieser inneren Getriebenheit, die man in Ihren Büchern spürt?

Ja, ich bin ein zutiefst nervöser Mensch. Achtzehn Jahre lang war ich ja Kindersoldat. Nie konnte ich entspannen, weil stets die Gefahr bestand, dass Vater eine Granate hochgehen lässt. Solche Erfahrungen bleiben. Gut, andere Leute haben die richtigen Kriege mitgemacht und sind trotzdem cool. Ich eben nicht, sicher die falschen Gene.

Aber gleichzeitig ist diese Getriebenheit Ihr Kapital als Autor.

Natürlich. Ich will nicht auf meinem Totenbett in Tränen ausbrechen über all die Feigheiten, die ich mir hab durchgehen lassen, all die Faulheiten. Das darf nicht passieren. Wenn ich nicht so getrieben wäre, hätte ich mir keine Spritze in den Schwanz gejagt.

Sie spielen auf eine Kurzgeschichte in Ihrem Buch an. In „Celeste“ jagen Sie ewig raffiniert einer Frau nach, aber als sie endlich einwilligt, verfliegt der Zauber. Plötzlich sind Sie impotent und lassen sich Schwanzspritzen verschreiben.

Weil ich diese Frau haben wollte! Und weil ich wissen wollte, was so eine Spritze mit mir macht. Genauso, wenn ich mit einem Mann ins Bett gehe …

in „Fernando“ gehen Sie Ihrer Sehnsucht nach, dass mal jemand in Sie eindringt.

Ja, aber es geht nicht darum, dass mich jemand in den Arsch vögelt, sondern um die Geschichte dahinter, die Erkenntnis, den Thrill, die Überraschung. Ich hatte meine homoerotischen Fantasien. Und die wollte ich ausleben. Ähnlich bei den Storys über die Versicherungsbetrügereien: wieder die Suche nach dem Kick, der Aufregung, dem pochenden Herzen. Gerade war ich zwei Monate lang in Palästina. Das Tränengas, die Gummigeschosse, die Angst, das Davonrennen, ja, irgendein Glücksgefühl überkommt mich dabei. Das klingt bizarr, aber so ist es.

Sie brauchen den Thrill, und als „popeliger Reporter“, wie ein Kritiker Sie mal nannte, brauchen Sie auch Geschichten.

Ja, ich muss hinausgehen in die Welt und mich ausliefern. All den Geschenken und Zumutungen, die sie für mich bereithält. Wäre ich Goethe, dann säße ich zu Hause bei meiner Frau Vulpius und schriebe Weltliteratur. Aber ich bin kein Dichterfürst, bin nur der Altmann.

Es muss ja nicht gleich Weltliteratur sein.

Ich bin ja nicht einmal Romancier, der auf seiner Terrasse in der Toskana sitzt und seine siebenbändige Familiensaga schreibt. Ich wache morgens nie mit einem Plot im Kopf auf. Als Reporter bin ich hündisch abhängig von der Wirklichkeit. Oder, bescheidener, meiner Wirklichkeit. Zudem: Ich bin auch kein Multitalent, das seine Karriere als Tenorsaxofonist aufgegeben hat, um Reporter zu werden. Ich habe gar nichts aufgegeben. Ich habe nur alles abgebrochen, weil ich es nicht konnte. Das, was ich gerade tue, das Schreiben, ist nicht gewählt, war nur der letzte Strohhalm. Und mit ihm trat ich die Flucht an aus einem Versagerleben. Nimm ihn mir weg, und ich bin erledigt.

Aber irgendwann reicht es doch auch einfach mal mit der Jagd nach Abenteuern und Frauengeschichten, oder?

Vielleicht, aber nicht heute und nicht morgen. Man verschone mich mit dem Aufruf zum gefügigen Lebensabend.

Macht Ihr Körper Ihren Lebenshunger denn noch mit?

Vorsichtig, junger Mann! Ich habe Glück, ich bin unheilbar gesund. Andere in meinem Alter haben den dritten Herzschrittmacher und gehören zu den sechzig Prozent der dicken Deutschen. Zudem trainiere ich, ich achte auf mich, ich schlafe wenig, ich bin busy, ich kümmere mich um mein sinnliches Leben, ich reise, ich schreibe. Was soll ich denn sonst machen? In der Nase bohren?

Sie würden durchdrehen, wenn Sie nicht weitermachen.

Henry Miller meinte, dass nur das kreative Leben aushaltbar sei. Wie gemein wahr. Dass ich Bücher schreibe, wird die Welt nicht in andere Richtungen bewegen. Deutschland wartet auch nicht darauf. Sie werden auch nichts zum Weltfrieden beitragen. Aber für mich ist es wichtig. Und ein paar hunderttausend Leser freuen sich daran. So sagen sie. Nein, satt sein ist gräulich. Zum Fürchten. Ich muss rattern, irgendwas in mir will schwitzen und sich verausgaben.

Wovor graut es Ihnen am meisten?

Ich will keine Beliebigkeit, kein Dahindödeln, will die Stoppuhr nicht aus der Hand geben. Sonst werde ich ranzig. Jeder Tag soll mich überraschen. Surprise me, entertain me! Erzähl mir was, mach mich an! Ich will auch Angst haben dürfen, ich will auch, dass es mir bisweilen schlecht geht. Ich erinnere mich an Szenen in Palästina, wo ich abends in mein Hotel zurückkam, dreckig, erschöpft und schweißgebadet war. Das gefällt mir, dieses Gefühl von Fertigsein: Das ist der Preis für die Geschichten der Frauen und Männer, die ich getroffen habe. Es war gefährlich, und ich bin davongerannt. Das feuert an. Mir graut vor der Wohlfühlgesellschaft, vor der Infantilisierung unseres Wohlfühloasendaseins. Vor den politisch korrekt verlogenen Gutmenschen.

Wer sind die Gutmenschen, gegen die Sie so beharrlich anschreiben?

Die Gutmenschen tragen die Maske des Guten: Wir sind alle lieb. Alle Ausländer sind lieb. Du bist lieb, ich bin lieb. Furchtbar, dieser Kuhblick auf die Welt. In der Psychologie würde man sagen, die Gutmenschen sind konfliktscheu. Sie wollen die Wirklichkeit nicht hören, den Menschen nicht in seiner Komplexität aushalten. Es ist die Bigotterie, die Scheinheiligkeit, die so nervt.

„Das Ego abschaffen? Ja, nach einer Enthauptung. Dann ist es weg. Vorher nicht“

Vor allem die katholische Kirche kriegt immer wieder ihr Fett weg.

Ja, diesen allein selig machenden Verein habe ich von der Pike auf kennengelernt, ihre Missetaten, ihre Missbräuche an Leib und Seele. „Religion muss man achten“ – was für ein Kokolores! Ich bewundere lieber Leute, die selbstständig denken. Himmlische Jungfrau? Mich gerettet? Jesus am Kreuz geschlachtet, auch für mich geschlachtet, weil ich onaniert habe? Was soll dieser zum Himmel schreiende Schwachsinn im 21. Jahrhundert?

In Ihrer Autobiografie, „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“, zeigen Sie sich mit all Ihren Ängsten und Nöten. Im neuen Buch in all Ihrer Durchtriebenheit, geheimen Lust und Kriminalität. Ist diese radikale Offenheit Ihre Munition gegen die Gutmenschen?

Ja, sonst habe ich nichts. Und es sind schließlich unser aller Ängste, mit denen ich mich zeige. Andere Menschen haben dieselben, nur in anderer Form. Sie hatten nicht meine Jugend in Altötting, aber eine ähnliche Geschichte mit anderen Versatzstücken. Die Grundthemen ähneln sich – wie Gewalt in der Familie, das Züchten und Züchtigen, die Gichtfinger der Kirche, die Demütigung von Kindern. Ich bin gewiss nicht der Einzige, der unter die Räder kam.

Carl Rogers, der Begründer der Gesprächstherapie, sagte mal: „Das Persönliche ist das Allgemeine.“ Sind Ihre Bücher Gesellschaftstherapie?

Ja, gewissermaßen schon. Leser schreiben mir oft, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Nicht so schlimme. Oder noch viel schlimmere. Zwei Schwestern mailten mir, wie sie von ihrem Vater und von ihren Brüdern vergewaltigt und mit Exkrementen beschmiert worden sind. Wahnsinnige Geschichten. Im Vergleich dazu stehe ich wie ein Glückspilz da.

Ist das Vaterthema mit Ihrem Buch an den Vater, dem „Scheißbuch“, wie Sie es nennen, für Sie abgeschlossen?

Literarisch schon. Aber wenn du diese Kindheit erlebt hast, dann wirst du die Kerben tief drinnen nicht los. Nie. Meine verschweißten Herzkammern bleiben. Das kannst du nicht aufarbeiten. Damit muss ich leben, mit dieser Mutter, diesem Vater, diesen Pfaffen und Lehrern. Aber immerfort greinen und wimmern ist unerträglich. Zudem hatte ich ja maßloses Glück: Irgendwann bekam ich eine Prothese verpasst: das Schreiben. Die Sprache wurde mein Flammenwerfer, mein Racheschwert, wie eine Rüstung trage ich sie mit mir herum. Jeden Tag. Meine psychosomatischen Schäden schienen unreparierbar, dann kam dieses Wundermittel über mich.

Mit dem Schreiben halten Sie die Hydra in Schach?

Genau, denn ich hätte ja auch Säufer oder Junkie werden können. Oder notorischer Frauenverdrescher. Oder ein Wrack, das durch sein gräuliches Leben vegetiert. Aber ich kam davon. So wie ein Diabetiker sich Insulin spritzt, so spritze ich mir täglich Buchstaben. Sie stabilisieren mich, sie sorgen dafür, dass ich als Mensch und als Mann nicht absaufe, nicht als ambulanter Tränensack ende. Nimm mir die Sprache, und ich schrumpfe zum armen Häuflein.

Nachdem Sie so lange auf der Suche waren, hat das Schreiben Ihrem Leben eine Richtung, einen Sinn gegeben?

Das Leben hat keinen Sinn. Ich glaube auch nicht an Gott. Ich weiß nur von einer höheren und einer niederen Sinnlosigkeit. Die niedere ist, wenn man jeden Tag ans Fließband muss, um irgendwelche Blechkühe zusammenzuschrauben. Meinem Leben hingegen fehlt nur der höhere Sinn. Denn immerhin mache ich etwas, was mir Freude macht, was mein Hirn verlangt, meine Kreativität. Aber sinnlos bleibt es.

Würden Sie trotzdem sagen, dass Sie glücklich sind?

Ich bin gern getrieben, das ist mein Kerosin, das mich durchs Leben treibt, das Getriebene speist die haltlose Neugier, den unbedingten Wunsch, weniger doof auf dem Totenbett zu landen. Und, ja, solange ich kreativ sein kann, bin ich glücklich, beschwingt, begeistert. Aber immer, 24 Stunden lang? Jeden Tag? Jede Nacht? Was für eine Zumutung, immer happy sein zu müssen, uff, das wäre das Grauen auf Erden. Entweder du bist saudumm, wenn du immer glücklich bist, oder du bist unendlich weise. Ich bin weder das eine noch das andre.

Was denken Sie denn über das Ende, wenn das Leben völlig sinnlos ist? Fürchten Sie den Tod?

Was ich über den Tod denke? Das Schlechteste! Er ist mein Todfeind. Aber jeder hängt ja immer nur zwei Zentimeter über dem Abgrund. Schon morgen kann der Doktor auf einen Tumor unter meiner Schädeldecke deuten. Aber ich will nicht sterben, ich will nie sterben. Und wenn es denn sein muss, dann will ich verfeuert werden und als Asche im Indischen Ozean verschwinden. Aber jetzt, immer jetzt soll gelten: Leben, auf Biegen oder Brechen.

Tobias Oellig, 32, wird Koch in einem Zen-Kloster, wenn man mit freiem Schreiben gar kein Geld mehr verdienen kann

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