Großflughafen : Schier endlose Geschichte
Der Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) wurde bereits 1990 als internationales Luftdrehkreuz geplant. Doch zahlreiche juristische und finanzielle Probleme verzögerten den Bau. Ein Überblick der Entwicklungen.
BAU: Der neue Hauptstadtflughafen soll auf dem Gelände des ehemaligen DDR-Regierungsflughafens Schönefeld entstehen. Dort ist bereits heute ein Airport vor allem für Billigflieger in Betrieb. Geplant ist ein Terminal für zunächst 20 Millionen Passagiere jährlich. Der Airport soll später für 40 Millionen Passagiere ausgebaut werden. Frühestens 2011 könnte er in Betrieb genommen werden. Das Projekt gilt als größter europäischer Flughafenneubau.
KOSTEN: Die Kosten schätzt das Bundesverkehrsministerium inzwischen auf rund vier Milliarden Euro. Zuvor war nur mit der Hälfte gerechnet worden. Jahrelange Bemühungen, den Flughafenbau zu privatisieren, waren nach zwei Anläufen endgültig gescheitert. Für die Finanzierung durch den Bund sowie Berlin und Brandenburg gibt es noch kein endgültiges Konzept.
RECHTSSTREIT: Die endgültigen Kosten hängen wesentlich von den Auflagen des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig ab, vor dem ab heute der Mammutprozess um den Flughafen beginnt. Insgesamt liegen dem Gericht 4.000 Klagen gegen den Bau vor. Bereits bei einem Anhörungsverfahren hatten Betroffene mehr als 130.000 Einwendungen eingereicht. Mehrere umliegende Gemeinden müssen dem Flughafen weichen.
ANBINDUNG: Der BBI soll einen Autobahnanschluss sowie eine ICE-Anbindung erhalten. In etwa 30 Minuten sollen die Fluggäste in der Berliner Innenstadt sein. Die ehemaligen West-Berliner Flughäfen Tempelhof und Tegel werden dagegen geschlossen.
JOBS: Neben dem eigentlichen Flughafen soll zudem ein Airport-Center mit Geschäften, Restaurants, Hotels und Konferenzzentren entstehen. Wirtschaftspolitiker erwarten nach dem BBI-Start mehr als eine Verdoppelung der im Flughafen und dessen Umfeld Beschäftigten von jetzt 33.600 auf dann 73.000.
GEGNER: Viele Anwohner wehren sich gegen den Bau des Flughafens. Einige Gegner wollen heute zur Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht mit einem Bus reisen. Danach werde es auch zu jedem der weiteren acht Tage der mündlichen Verhandlung ein Bus-Shuttle in die sächsische Stadt geben, sagte Kristian-Peter Stange von der Bürgerinitiative Bürgerverein Berlin-Brandenburg (BVBB). Zum Auftakt könne Mitfahrern, die schon vor längerer Zeit ihr Busticket gebucht hätten, eine Eintrittskarte zur Verhandlung garantiert werden – der BVVB habe vom Gericht für jeden Verhandlungstag 58 Einlasskarten erhalten. Stange geht davon aus, dass der Bus mit knapp 60 Plätzen an jedem weiteren Tag gut besetzt sein werde.
ERWARTUNGEN DER POLITIK: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erwartet grünes Licht für den geplanten Hauptstadtflughafen. „Ich gehe davon aus, dass das Bundesverwaltungsgericht den Planfeststellungsbeschluss für Schönefeld bestätigen wird“, sagte Wowereit. Die drei Gesellschafter Berlin, Brandenburg und der Bund hätten alles getan, was gesetzlich vorgeschrieben sei. „Gemeinsam wollen wir dieses größte Infrastrukturprojekt in Deutschland so schnell wie möglich umsetzen“, betonte Wowereit.
AFP, DDP, DPA