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Archiv-Artikel

Soulkitchen dicht gemacht

KULTUR Behörde verbietet die Nutzung. Laut einem Gutachten ist die Halle „akut einsturzgefährdet“

Es dauerte nicht lange, bis die Nachricht am frühen Freitagabend im Stadtteil die Runde gemacht hatte: „Die Soulkitchenhalle wird zugeschweißt.“ Um 15 Uhr war ein Dutzend Behördenmitarbeiter bei der Halle angerückt, um Betreiber Matthias Lintl aufzufordern, die Halle unverzüglich zu räumen. Grundlage dafür ist ein von der Halleneigentümerin, der Sprinkenhof AG, in Auftrag gegebenes Gutachten, laut dem das Gebäude „akut einsturzgefährdet“ sei.

Nach der vollzogenen Räumung äußert sich Lintl einigermaßen zurückhaltend: „Die Art und Weise, wie das gelaufen ist, ist nicht befriedigend.“ Lintl fand es „gelinde gesagt irritierend“, dass er am Freitagmittag noch mit Behördenmitarbeiter telefoniert hatte, die „keinen Moment durchblicken haben lassen, dass sie da gleich mit Handwerkern aufkreuzen werden“. Ebenso unbefriedigend ist für Lintl die Tatsache, dass er das Gutachten selbst nicht zu sehen bekam. „Das werden wir am Montag beim Bezirksamt einfordern und gleichzeitig Widerspruch gegen die Schließungsverfügung einlegen“, sagt Lintl.

Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) brachte der taz gegenüber sein Bedauern zum Ausdruck. „Wenn die Zinnwerke erhalten bleiben sollten“, sagt er, „wäre es doch eine gute Idee, die Soul Kitchen dort unterkommen zu lassen.“ Die Frage, was aus dem früheren Werksareal werden soll, ist strittig. Der Senat plant, dort den Opernfundus unterzubringen.

Erst im März hatte die Bauprüfabteilung der Soulkitchenhalle bestätigt, die erteilten Auflagen erfüllt zu haben. Dass jetzt dieses Gutachten kommt, findet Lintl „unglücklich“, da es „ziemlich genau am dritten Jahrestag der Halle kam“. In diesen drei Jahren hat sich die Halle einen hohen Stellenwert im kulturellen Leben Wilhelmsburgs erobert.

Die Band, die am Samstagabend in der Halle auftreten sollte, spielte auf der anliegenden Freifläche und einem spontan aufgestellten Zirkuszelt. So wird in den nächsten Wochen der Betrieb weiter gehen: keine Konzerte in der Halle – aber daneben unter freiem Himmel.  DARIJANA HAHN