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Archiv-Artikel

Nazizubehör bei Ebay

Die Prinzipien des Internet-Auktionshauses verbieten den Verkauf von Nazi-Artikeln. Finden kann man sie trotzdem

BERLIN taz ■ Liest man die Grundsätze des Internetauktionshauses Ebay, könnte man meinen, dass die Firma vorbildlich über die Angebote auf ihren Seiten wacht. In den Grundsätzen heißt es, Ebay Deutschland wolle „verhindern, dass den Nationalsozialismus verherrlichende oder verharmlosende Artikel durch kommerzielle Verwertung Eingang in die Alltagskultur finden“. Das geht über gesetzliche Regelungen hinaus. Trotzdem gibt es bei Ebay interessante Angebote für Neonazis.

Der Zentralrat der Juden hat das Internetauktionshaus schon dreimal aufgefordert, solche Angebote zu entfernen. Ebay sagte jeweils zu, sich der Sache anzunehmen. Nazi-Artikel blieben trotzdem im Angebot. Nachdem Redakteure der ARD-Sendung „Report Mainz“ Nazi-Artikel ersteigert hatten, zeigt sich Ebay-Sicherheitschef Oliver Weyergraf nun alarmiert und sieht erneut Handlungsbedarf. Bisher werde das Angebot aktiv „rund um die Uhr mit hoch entwickelter Filtersoftware“ nach Artikeln mit Nazi-Bezug durchsucht, heißt es in der Stellungnahme.

Würden die Sicherheitsleute einfach „Böhse Onkelz“ und „Rätsel des Lebens“ in die Suchfunktion eingeben, fänden sie unter anderem Artikel Nummer 4831882935, ein Exemplar der seit 1998 verbotenen CD. Im Angebot finden sich auch SS-Mäntel, Uniformzubehör und Postkarten mit Hitlerkonterfei. Auch eine Originalzeichnung Hitlers wird versteigert. Deren Verkäufer sieht sich durch die Ebay-Grundsätze nicht betroffen. In der Rubrik „Über den Künstler“ wird ausschließlich das künstlerische Schaffen Hitlers beschrieben. Außerdem heißt es in der Beschreibung, das Bild sei vor der NS-Zeit entstanden, könne also dieses Regime nicht verherrlichen. KERSTIN SPECKNER