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Archiv-Artikel

Gefrorenes Hotel

Auf dem Zugspitzgletscher im Iglu übernachten ist romantisch. Es gibt sogar einen Whirlpool, und am Abend wird zum Käsefondue geladen

von STEPHANIE GEIGER

Piep, piep, piep pfeift die Pistenraupe über den Zugspitzgletscher. Manfred Haas hat den Rückwärtsgang eingelegt. Ein paar Meter geht es zurück. Das Piepen hört auf. Dann fährt die Raupe wieder vorwärts. Immer wieder vor und zurück. Mit dem Schneeschild der Raupe gräbt Haas einen Schneeberg ab und schiebt ihn auf einen blauen Ballon zu. Es ist Nacht geworden auf dem Zugspitzplatt, der Gletscherfläche vierhundert Meter unterhalb von Deutschlands höchstem Gipfel.

Während die Kollegen von Manfred Haas mit den Pistenraupen ihre letzten Runden drehen, fährt der stellvertretende Pistenchef noch einmal zum Igludorf. Es ist die Attraktion der Wintersaison auf dem Zugspitzplatt und seit Jahren die erste Möglichkeit, direkt im Skigebiet zu übernachten. Ein neues Iglu soll dort entstehen.

Dazu braucht Daniel Hiederer, der Chef des Igludorfs, die Hilfe von Manfred Haas. Denn Iglu ist nicht gleich Iglu. Und mit dem, was die Inuit, die Ureinwohner der Arktis, bauen, haben die Iglus auf der Zugspitze nur wenig gemein. Mit seiner schweren Pistenraupe soll Haas einen großen blauen Ballon im Schnee fixieren. Er gibt die Form des Iglus vor. Sieben Meter hoch ist der Ballon, zehn Meter misst er im Durchmesser.

Eine Nacht muss das Gebilde durchfrieren. Erst dann kann Daniel Hiederer die Luft aus dem Ballon lassen. Das Gemeinschaftsiglu ist fertig. Zumindest in seiner groben Form. Den letzten Schliff geben ihm Schneekünstler, die Eisbären oder andere Motive der Inuit in den Schnee schnitzen. Später wird den Gästen dort das obligatorische Käsefondue serviert.

Etwa 3.000 Tonnen Schnee, das sind rund 6.000 Kubikmeter, sind für das Igludorf verbaut worden. An einen etwa 50 Meter langen Gang reihen sich neben dem Gemeinschaftsiglu und dem WC-Iglu mit Campingtoilette sieben Gruppeniglus und vier Romantiksuiten. 50 Gäste haben hier Platz. Isomatten und kuschelige Schaffelle machen das ungewöhnliche Lager auf Schnee angenehm. Ein Polarschlafsack schützt vor der Kälte.

Etwa vier Meter sind die Schlafiglus hoch. Mit der Zeit aber schrumpfen sie auf eine Höhe von 2,50 Metern. Der Grund: Der Schnee verdichtet sich langsam. Immer wieder müssen die Eingangslöcher mit Sägen nachgeschnitten werden.

Um 19 Uhr stellt Manfred Haas an diesem Abend den Motor seiner Pistenraupe ab. Er nimmt die Personalbahn ins Tal. Haas zieht sein eigenes Bett der Nacht im Iglu vor. Zurück bleiben Thomas Silmbroth und Martin Siegler, die sich im Igludorf um die 25 Gäste kümmern. Familien sind unter ihnen, ein älteres Ehepaar und ein Liebespaar, das sich an diesem Abend verloben wird. Minus vier Grad zeigt das Thermometer in den Iglus. Minus acht Grad hat es draußen. Die frostigen Temperaturen halten die Gäste nicht davon ab, noch einmal im Freiluft-Whirlpool die Stille und den Sternenhimmel zu genießen. Der Höhepunkt aber folgt am nächsten Tag: ein grandioser Sonnenaufgang über den Gipfeln der Ostalpen. Er entschädigt für die Kälte der Nacht.

Die Nacht im Gruppeniglu kostet unter der Woche 89 Euro. Am Wochenende 99 Euro. Für Kinder und Jugendliche gibt es verbilligte Preise. Das Romantikiglu für Verliebte kostet 151 Euro pro Nacht und Person, am Wochenende 164 Euro, inkl. Polar-Schlafsack, Frühstück, Käsefondue, alle nichtalkoholischen Getränke. Buchungen per Tel. (00 41) 8 18 62 22 11 www.iglu-dorf.com