: Wieder Ärger für de Maizière
BUNDESWEHR-STUDIE Die Unzufriedenheit mit der Streitkräftereform des Verteidigungsministers wächst: Zu wenig Personal, zu wenig Sold
BERLIN dpa | Die Unzufriedenheit in der Bundeswehr mit der Streitkräftereform von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) wächst. Der Bundeswehrverband legte am Montag die Ergebnisse einer Befragung von Führungskräften vor, nach denen drei Viertel den Nachbesserungsbedarf für groß oder sehr groß halten. Nicht einmal 8 Prozent der Befragten bewerteten die Umsetzung der Reform als gut oder sehr gut. Bei einer Vorgängerstudie im vergangenen September waren es noch 15 Prozent.
Verbandschef Ulrich Kirsch sieht den Grund der Unzufriedenheit in übereiltem Personalabbau. „Die Bundeswehr steht kurz vor der Implosion“, sagte er. Kirsch forderte 10.000 zusätzliche befristete Stellen, um die Übergangsphase bis 2017 bewältigen zu können. Das Verteidigungsministerium wies die Forderung nach mehr Personal zurück. Das sei eine „plakative Forderung“, sagte Ministeriumssprecher Christian Dienst.
Für die Studie wurden von der Technischen Universität Chemnitz im April und Mai rund 2.300 militärische und zivile Führungskräfte befragt. Schon im September vergangenen Jahres hatten sowohl eine Studie der Hochschule als auch eine vom Verteidigungsministerium in Auftrag gegebene Befragung eine massive Unzufriedenheit in der Truppe offenbart. Verteidigungsminister de Maizière hatte sein Reformkonzept damals verteidigt, aber eine bessere Vermittlung der Reform in die Truppe zugesagt.
Nur 3 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass es zu den versprochenen Verbesserungen in der Kommunikation gekommen sei, sagte Studienleiter Gerd Strohmeier. 83 Prozent der Befragten wünschen sich eine bessere berufliche Planungssicherheit, 73 Prozent eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und 42 Prozent eine bessere Besoldung.
Die Reform gilt als eine der umfassendsten Umstrukturierungen der Bundeswehr seit ihrer Gründung. Die tiefgreifendste Veränderung war die Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli 2011. Die Truppenstärke soll von 250.000 Soldaten auf höchstens 185.000 reduziert werden.