: Mein Name sei Controletti
Die Kontrolleure der Bremer Straßenbahn sollen ihren Namen nicht nennen. Wohl aber die Fahrgäste ihren Personalausweis zeigen. Als Marta S. das nicht angemessen schien, rief man die Polizei
Bremen taz ■ Wer kontrolliert die Kontrolleure? Glauben Sie jedem, der sich als Luigi Controletti ausweist, dass er auch tatsächlich für die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) arbeitet? Marta S. jedenfalls nicht. Allerdings hat die spanische Lehrerin dafür jetzt ein Knöllchen kassiert – und soll 40 Euro Strafe zahlen.
Zu oft habe sie schon gehört, dass sich Betrüger als Fahrkartenkontrolleure ausgeben, sagt Marta S., zu Hause in Spanien, aber auch hier, von einem Freund aus Köln. „Da könnte ja jeder kommen.“ Sie hat Angst um ihr Geld, ihre Papiere, all die Sachen eben, die außer einem Wochenticket noch so im Geldbeutel stecken. „Also habe ich gelernt, vorsichtig zu sein.“ Und so wollte sie bei der Kontrolle an jenem Donnerstag in der Linie 2 nach Gröpelingen nicht nur den namenlosen BSAG-Ausweis von Luigi Controletti sehen – sondern auch seinen Personalausweis. „Mir schien das angemessen“, sagt Marta S.
Der BSAG nicht. Denn den Controlettis ist es per Dienstanweisung untersagt, ihren Personalausweis zu zeigen. Schon der Name eines Kontrolleurs dürfe auf keinen Fall bekannt werden, sagt Andreas Ehlers, als Geschäftsführer des Bremer Service Teams (BST) Chef der Bremer Controllettis: „Diese Daten sind nicht bekanntzugeben.“
Auch Ehlers treibt die Angst um – die Angst, seine Leute könnten „zu Hause terrorisiert“ werden. Schon die Beleidigung der Controllettis sei an der Tagesordnung, auch Übergriffe habe man in der Vergangenheit schon erlebt. Also eskalierte die Situation in der Linie 2, und das obwohl Marta S. ein gültiges Ticket besaß. Von Beleidigungen ist die Rede, von „entwürdigendem“ Verhalten der Controlettis gegenüber Marta S. Ehlers bestreitet das freilich: „Mit Sicherheit“, sagt der BST-Chef, sei die Frau nicht diskriminiert worden, schon gar nicht wegen ihrer spanischen Herkunft. Sie sei einfach „unnachgiebig“ gewesen, die Spanierin.
Am Ende stand nicht nur ein Knöllchen – weil S. „trotz mehrmaliger Aufforderung“ ihren Ausweis nicht vorgezeigt hat. Sondern auch die eilig herbeigerufene Polizei. Und auch der gegenüber war Marta S. äußerst sparsam mit ihren Informationen. Deshalb musste die Dame mit aufs Revier. Dort gingen die Debatten munter weiter und irgendwann, da platzte dann auch der Polizeibeamtin der Kragen, sagt Marta S. Als „dumme Kuh“ sei sie beschimpft worden, von anderen abfälligen Bemerkungen ganz zu schweigen. Die Polizei bestreitet das freilich, der Fall sei gar nicht aktenkundig.
Am Ende steht eine Ordnungswidrigkeit wegen „Nicht-Nennung der Personalien“. Arbeit für einen Rechtsanwalt. Und eine Obrigkeit, die sagt, dass eigentlich alles „ganz einfach“ hätte sein können. Wenn man ihr denn glaube.
Jan Zier