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Archiv-Artikel

Umweltfreundlich wäre zu teuer

Trotz hoher Kohlendioxidbelastung: Beim Energiekonzern swb hält man an den Plänen zum Bau eines neuen Steinkohlkraftwerks in Mittelsbühren fest. Die Grünen fordern ein Gaskraftwerk, in der SPD überlegt man noch

Von mnz

Bremen taz ■ Auch wenn ein Gas- und Turbinenkraftwerk die umweltfreundlichere Alternative wäre: Die swb AG hält weiterhin daran fest, am Standort Mittelsbühren Energie aus Steinkohle zu produzieren. Ende 2011 soll dort ein neues Kraftwerk mit einer Leistung von 800 Megawatt in Betrieb gehen. Die Grünen wollen das noch verhindern – und Bremen zu Verhandlungen mit der swb zwingen.

Heute stehen die Kraftwerkspläne der swb einmal mehr auf der Tagesordnung der Umweltdeputation. Die Vorlage aus dem Umweltressort dürfe nicht einfach nur abgenickt werden, fordert die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Karin Mathes. „Bremen darf seinen Beitrag zum Klimaschutz nicht einfach in den Sand setzen.“

Zwar könnten die Kohlendioxid-Emissionen mit dem neuen Steinkohlekraftwerk um 15 Proznet gesenkt werden, verglichen mit den gegenwärtigen Anlagen. „Doch damit kann man nicht zufrieden sein“, sagt auch SPD-Politikerin Karin Garling.

In der Tat stößt ein mit Erdgas betriebenes Kraftwerk erheblich weniger Kohlendioxid aus als ein mit Steinkohle befeuertes: Die Umweltbehörde spricht von einer Minderung von 60 Prozent. Anders formuliert: Entschiede sich die swb für ein Gaskraftwerk, könnten 930.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, gut acht Prozent der gesamten bremischen CO2-Emissionen. „Das ist ein riesiger Unterschied“, so Mathes – zumal Bremen bislang noch kaum Kohlendioxid eingespart habe.

Das weiß auch die swb – und verweist auf die Empörung über die gestiegenen Energiekosten. „Wir müssen Strom zu einem vernünftigen Preis liefern“, so der swb-Vorstandsvorsitzende Gerhard Harder. Kohle biete auch in zehn oder zwanzig Jahren die beste Preisstabilität.

Natürlich bedeute die Entscheidung der swb eine hohe Kohlendioxidbelastung für Bremen, kontert Unternehmenssprecherin Marlene Odenbach. Doch dürfe man in dieser Frage nicht nur in den engen Grenzen des Stadtstaates denken. Und schließlich seien die bestehenden Anlagen in Mittelsbühren bereits 27 Jahre alt, neue Kraftwerk mit einem Wirkungsgrad von 45 Prozent „deutlich effizienter“. Zum Vergleich: Neue Gas- und Dampfturbinenkraftwerke kommen auf einen Wirkungsgrad von knapp 60 Prozent.

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, so Odenbach – doch am Ende hatte die Steinkohle knapp die Nase vorn, das Erdgas das Nachsehen. Geplant ist ein Investitionsvolumen von mehr als 700 Millionen Euro, 70 Arbeitsplätze sollen in Mittelsbühren neu entststehen. Die stillgelegten Blöcke eins bis drei sollen abgerissen und überbaut werden, Block vier bliebe für die Gichtgasnutzung erhalten. Der Baubeschluss der swb könnte noch in diesem Jahr fallen, die Mittel für die Planung seien frei gegeben, so Odenbach. Bei der Stadt liegt denn auch erst eine so genannte Bauvoranfrage auf dem Tisch – und bis die entscheiden sei, so Garling, könnten noch zwei Jahre ins Land ziehen. Erst danach falle eine endgültige Entscheidung zugunsten eines Kohle- oder Gaskraftwerks. In der SPD jedenfalls will man sich noch nicht auf die eine oder andere Variante festlegen. Garling: „Wir stehen noch am Anfang.“

Unterdessen sieht man bei der swb der neuerlichen Liberalisierung des Gasmarktes „gelassen“ entgegen. Schon zum 1. April sollen die GaskundInnen ihren Versorger verlassen und den Lieferanten frei wählen dürfen. Die swb, so Odenbach, erlaube diesen Wechsel schon länger. Allein: es fehle an Anbietern. mnz