: „Auch geopolitische Aspekte“
UMWELT Die Ausweisung der weltweit größten Meeresschutzgebiete droht erneut zu scheitern
■ 38, ist Meeresökologe beim WWF und der Antarctic Ocean Alliance (AOA).
taz: Herr Packeiser, im Oktober scheiterten bei der internationalen Antarktis-Kommission CCAMLR die Verhandlungen über die Schaffung von Meeresschutzgebieten, weil insbesondere China, Russland und die Ukraine die geplanten Beschränkungen für die Fischerei kritisiert haben. Wie groß wären die denn?
Tim Packeiser: In einigen besonders sensiblen Gebieten würde die kommerzielle Fischerei gänzlich untersagt, in anderen unter strenge Auflagen gestellt, um Arten und Lebensräume nachhaltig zu bewahren.
Welche wirtschaftlichen Einbußen hätte das zu bedeuten?
Die Regulierung hätte eher kurzzeitige Einbußen zur Folge. Langfristig würde sie der Fischerei nützen, denn die Bestände könnten sich erholen.
Die Entscheidung über die Ausweisung von Schutzgebieten muss einstimmig ausfallen – erwarten Sie bei der CCAMLR-Sondersitzung in Bremerhaven ein Einlenken der drei Länder?
Der Ausgang ist vollkommen offen. Die vorschlagenden Staaten bemühen sich seit Herbst, auf bilateraler Ebene sowohl fachlich als auch politisch auf die sich weigernden Staaten einzugehen, aber am grundlegenden Widerstand scheint sich noch nicht viel geändert zu haben. Da geht es nicht nur um wirtschaftliche, sondern auch um geopolitische Aspekte.
Könnte man denn erst einmal eines der vorgeschlagenen Gebiete ausweisen?
Das wäre eine Möglichkeit. CCAMLR könnte dann bei der nächsten regulären Sitzung im Herbst das zweite Gebiet in Angriff nehmen.
Welches wäre Ihnen denn wichtiger? Die von den USA und Neuseeland vorgeschlagene Fläche im Rossmeer oder die von Australien, Frankreich und der EU vorgeschlagenen Gebiete im Küstenbereich der Ostantarktis?
Der WWF hat da keine Präferenz. Wir fordern unabhängig vom Zeitpunkt die Ausweisung beider Gebiete. Wichtig dabei ist allerdings, keine Zeit zu verlieren.INTERVIEW: SCHN
Bis 16. Juli, Bremerhaven, Atlantic Hotel Sail City