LESERINNENBRIEFE :
Lieber Rosen züchten
■ betr.: „Es gibt keine Pogromstimmung“, taz. de vom 10. 7. 13
Das dort niemand der „Sozialdemokraten“ das Wort ergriffen hat, sagt schon eine ganze Menge. Und dass die rechte Szene zuvor extrem mobilisiert hat, findet jeder Mensch heraus, der mal eben ein paar einschlägige Seiten/Foren anklickt. Es gab die Warnung vom Verfassungsschutz im Vorfeld(!), das anders aufzuziehen. Und wer die höchsten männlichen und weiblichen Nazifunktionäre in der eigenen Stadt nicht kennt, sollte vielleicht lieber Rosen und Nelken züchten. Und dass der NPD-Vorsitzende das Mikro für einen Moment bekommen hat …
Im Übrigen war und bin ich froh, dass es überhaupt jemanden gab, der/die den Neonazis Paroli geboten hat. Danke an alle diejenigen! Ich hoffe, die Anwohner, die zuvor teilweise durch die Hetz-Flugblätter instrumentalisiert wurden und sich haben instrumentalisieren lassen, sind aufgewacht und merken, wer sie da einspannen will. Ich hoffe. ICKE, taz.de
Tiefe Betroffenheit
■ betr.: „Es gibt keine Pogromstimmung“, taz. de vom 10. 7. 13
Im Klartext:
1. Die Stadt hat die Drohung der Nazis, die Informationsveranstaltung zu instrumentalisieren und zu sprengen, nicht ernst genug genommen – und nun ist ihr das Ding aus dem Ruder gelaufen.
2. Schuld sind – wie üblich, wenn man es verbockt hat – die sich gegenseitig aufschaukelnden „Extremisten“. (Unter uns: Gäbe es keine Antifa und nicht diese vielen Ausländer, hätte es den NSU wahrscheinlich auch nicht gegeben …)
3. Rassismus gibt es – wenn überhaupt – nur bei Nazis.
4. Pogromstimmung ist – wenn überhaupt – in Marzahn-Hellersdorf nicht vorstellbar. Und wenn doch, dann sind die Medien schuld, weil die eine Pogromstimmung durch ihre Sensationslust erst herbeigeschrieben haben.
5. Sollte es – wider jede Möglichkeit – doch zu einem Pogrom kommen, wird man nicht verstehen, wie es dazu überhaupt kommen konnte. Sowas wäre überhaupt nicht vorhersehbar gewesen. Auch vom Verfassungsschutz wäre man überhaupt nicht auf die Gefahr hingewiesen worden.
6. Tiefe Betroffenheit. Schweigeminute. Weitermachen. LAUT REDEN – NICHTS SAGEN, taz.de
Clubs als Barrieren
■ betr.: „Kein Frieden am Spreeufer“, taz.de vom 10. 7. 13
Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass diese ganze Bewegung von Clubbetreibern gesteuert wird, für die das Spreeufer jahrelang eine Lizenz zum Gelddrucken war. Schon der Slogan „Spreeufer für alle“ ist pure Heuchelei. Ein Fußweg/Wiese am Ufer hinter Hotels, Büros oder Wohnhäusern ist für die Allgemeinheit jedenfalls zugänglicher als elitäre Hipsterclubs mit teilweise restriktiver Türpolitik. In der Bar25 reichte schon eine Wasserflasche im Rucksack um aus „Spreeufer für alle“ ein „kein Zutritt für dich“ zu machen. Auch für Familien mit Kindern stellt eine Strandbar wohl eher eine Barriere zum „Spreeufer für alle“ dar. Und was die geplante oder schon realisierte Bebauung betrifft: Es sollte doch einleuchten, dass Berlin Wohnungen und Arbeitsplätze dringender braucht als ein paar Bretterbuden für ein kleines Partyvölkchen und profitorientierte Clubbetreiber.
PS: bei der Berichterstattung zum Thema wird immer wieder beharrlich verschwiegen, dass beim Bürgerentscheid rund 35.000 Menschen abgestimmt haben, rund 30.000 dafür waren und 148.000 wahlberechtigten Menschen das Thema schlicht egal war. Bei einer Wahlbeteiligung von unter 20 Prozent überhaupt von Erfolg zu sprechen, ist ziemlich albern. Ein Bürgerentscheid ohne Bürger. CLAUDI, taz.de
Och nö
■ betr.: „Kein Frieden am Spreeufer“,taz.de vom 10. 7. 13
„Vor fünf Jahren forderten die Kreuzberger …“
Och nö, nicht schon wieder so ein dämlicher Text unter der Überschrift. Erstens sollte jeder, der sich mit dem Thema und/oder Politik in Berlin befasst, wissen, dass der Bezirk Friedrichshain und Kreuzberg umfasst und dass die Abstimmung im gesamten Bezirk stattfand. Zweitens ergibt sich dies auch aus dem Artikel. Bitte erst mal den Artikel lesen!
P.S. Die meisten betroffenen Flächen befinden sich sowieso in Friedrichshain, warum sollten Kreuzberger dann sonst darüber abstimmen? FISCH, taz.de
Zu Recht
■ betr.: „Stop-and-go am Oranienplatz“, taz.de vom 8. 7. 13
Zu Recht, Stimmung gegen eine menschenverachtende Asylpolitik sollte nicht nur von den Betroffenen, sondern von allen Menschen gemacht werden. FARBENFROH, taz.de
Das macht Angst
■ betr.: „Hetze im Multikulti-Kiez“, taz.de 7. 7. 13
Ich wohne in der weiteren Umgebung, und ich finde den Anschlag schlimm, aber er wundert mich nicht direkt. Mir ist es schon mehrfach aufgefallen, dass am Hermannplatz in der U-Bahn und oben auf dem Platz Rechte „Wache“ stehen. Also, mit verschränkten Armen und starrem Gesichtsausdruck in der Mitte des Platzes oder der U-Bahn-Station. Sowas macht mir Angst.
Ich fühle mich wohl hier und finde, das klappt meistens sehr gut mit all den verschiedenen Leuten aus verschiedenen Ländern. Und ich will mir das nicht von irgendwelchen Nazi-Idioten kaputt machen lassen. FLBX, taz.de
Autos sind wichtiger
■ betr.: „Hetze im Multikulti-Kiez“, taz.de 7. 7. 13
Aber wehe jemand zündet ein Auto an. Da wird jahrelang ermittelt, inklusive illegaler Handydatenabfrage.
Autos sind also wichtiger als Familienzentren. Hmm… BEN, taz.de