die präsidentin und der hund von baskerville von RALF SOTSCHECK
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Wer ist diese Frau, die sich in meinem Namen bei den Muslimen dieser Welt entschuldigt? „Zunächst mal bin ich Präsidentin Irlands, und das spricht für sich selbst“, sagte Mary McAleese. Das mag sein. Für mich sprach sie jedenfalls nicht, als sie auf dem Wirtschaftsforum in Saudi-Arabien vorvergangene Woche behauptete, dass die Iren die Veröffentlichung der dänischen Mohammed-Karikaturen verabscheuen und dafür um Verzeihung bitten. Die Zeichnungen sind in Irland ja nicht mal abgedruckt worden.

„Die Karikaturen sollten provozieren, verletzen und aufhetzen“, sagte McAleese. „Aber wir sind es ja gewohnt, dass die Presse uns provoziert, uns irritiert, uns ärgert und Dinge schreibt, mit denen wir nicht einverstanden sind.“ Tja, in Saudi-Arabien ist das mit der Pressefreiheit besser geregelt. Dort darf kein Prophet und keine Präsidentin beleidigt werden. Allerdings wäre sie dort gar nicht Präsidentin geworden, denn Frauen dürfen in Saudi-Arabien nicht ohne Begleitung ihrer Männer auf die Straße, geschweige denn in ferne Länder.

Deshalb halten viele Iren die Tatsache, dass McAleese überhaupt an dem Wirtschaftsforum teilgenommen hat, für einen Fehler. Die Präsidentin wurde dem Forum von dessen Vorsitzenden Emr Enany vorgestellt. Er erwähnte beiläufig, dass sie früher Direktorin von Channel 4 und den nordirischen Elektrizitätswerken war, würdigte dann aber ihre wahre Bedeutung: „Am wichtigsten ist, dass Präsidentin McAleese verheiratet ist und Kinder hat.“

Daraufhin verlas er unter dem Jubel der Delegierten die Namen des Gatten und der Kinder. McAleese hatte die Delegierten auf dem Wirtschaftsforum mit dem Satz begrüßt: „Friede sei mit euch und die Gnade Gottes sowie sein Segen.“ Den zweiten Teil des Satzes hätte sie sich sparen können. Ich glaube weder an Gott oder Allah, noch an Heilige oder Propheten. Ich habe nichts dagegen, wenn andere es tun. Ich erwarte allerdings von meiner Präsidentin, dass sie ihren Glauben als Privatsache behandelt. Genauso gut hätte sie den Delegierten wünschen können, dass der große Hund von Baskerville ihnen freundlich gesonnen sein möge.

McAleese sieht sich als „Hoffnungsschimmer für die Frauen Saudi-Arabiens“. Ihre Rede sei von den Frauen mit Standing Ovations gefeiert worden, sagte sie stolz. Woher will sie das wissen? Die Frauen mussten sich hinter einem schwarzen Wandschirm verstecken.

Bei ihrem anschließenden Besuch in Amman erklärte McAleese ihren erstaunten Gastgebern, dass Jordanien im Grunde das Irland Arabiens sei. „Beide Länder sind von großen Imperien absorbiert worden“, sagte sie, „und haben die Unabhängigkeit schwer erkämpft.“ Genauso schwer erkämpft hat die Grüne Insel die Befreiung aus dem Würgegriff der katholischen Kirche. Doch das sagte die Präsidentin nicht, denn ihr ging es um etwas anderes: Der arabische Boykott dänischer Waren sei eine große Chance für irische Exporteure, die nun ihre Milch und Butter in der Region verkaufen können, meinte McAleese.

Möge der große Hund von Baskerville den Opportunisten dieser Welt auf ewig freundlich gesonnen sein.