: Klinik gegen Genitalverstümmelung geplant
GESUNDHEIT Waris Dirie, ehemaliges Model und Menschenrechtsaktivistin, will das „Desert Flower Center“ im Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf einrichten. Das Center soll noch in diesem Jahr eröffnen
Waris Dirie, Exmodel und Menschenrechtsaktivistin aus Somalia, will in diesem Jahr in Berlin ein Krankenhaus für Opfer von Genitalverstümmelungen eröffnen. In Deutschland seien rund 40.000 Frauen von dieser grausamen Praxis betroffen, sagte Dirie. Die Autorin von „Wüstenblume“ bekommt am 24. Juli in München für ihr Engagement den undotierten Thomas-Dehler-Preis der gleichnamigen FDP-nahen Stiftung.
In Europa beginne man erst, das Problem erst zu nehmen, bedrohte Mädchen zu schützen und Hilfe zu leisten, sagte Dirie. Weltweit seien 150 Millionen Frauen betroffen. Das Krankenhaus Waldfriede in Berlin werde als „Desert Flower Center“ noch in diesem Jahr öffnen. „Es wird weltweit die erste medizinische Einrichtung sein, die Opfer von Genitalverstümmelungen ganzheitlich betreuen und behandeln wird“, betonte Dirie. Zugleich äußerte sie sich enttäuscht über Kirchen und Moscheen: „Die Religionsgemeinschaften tun sehr wenig bis gar nichts, um dieses Verbrechen an kleinen Mädchen zu beenden.“
Dirie wurde 1965 als Tochter einer Nomadenfamilie geboren und flüchtete mit 13 Jahren vor einer arrangierten Ehe. In London wurde sie von einem Fotografen entdeckt und spielte das James-Bond-Girl in „Der Hauch des Todes“. Dirie setzt sich seit 1997 für das Recht auf die Unversehrtheit des eigenen Körpers von Frauen und Mädchen ein, unter anderem durch eine Stiftung. Ihre eigene Beschneidung schilderte sie in der Autobiografie „Wüstenblume“, die auch verfilmt wurde.
Körperverletzung
In Deutschland wird die Verstümmelung weiblicher Geschlechtsorgane künftig ein eigener Straftatbestand, der mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet wird. Bundestag und Bundesrat beschlossen vor der Sommerpause einen entsprechenden Gesetzentwurf der Bundesregierung. Bisher gilt die Verstümmelung weiblicher Genitalien als schwere Körperverletzung, für die maximal zehn Jahren Haft drohen.
Bei dem traditionellen Ritual werden neben der Klitoris häufig auch die inneren Schamlippen teilweise oder ganz entfernt. In besonders gravierenden Fällen wird sogar die Vagina zugenäht und nur eine kleine Öffnung belassen. Weltweit wird die Genitalverstümmelung in etwa 30 Ländern praktiziert. (epd)