: Lokale Ideen gegen die globale Erwärmung
„Fifty-fifty“ und Renaturierung: Wie die Städte in Nordrhein-Westfalen den Klimawandel bekämpfen
Den Klimaschutz in die Städte tragen – das Ziel des ICLEI, des weltweiten Rates für kommunale Umweltinitiativen, ist hoch gesteckt. Die nordrhein-westfälischen Mitglieder des ICLEI-Bündnisses, Bonn, Beckum, Münster und Bottrop haben unterschiedliche Ideen, wie der Klimawandel doch noch zu stoppen ist.
Bonn: Die Stadt Bonn setzt auf Sonnenenergie. Ziel ist es, alle Schulen in Bonn mit Solardächern auszustatten. Das Projekt „fifty-fifty“ findet dabei auch in anderen Städten weltweite Beachtung und wurde durch ICLEI bekannt gemacht. Bei dem „fifty-fifty“ Projekt dürfen die Schulen die Hälfte der eingesparten Energiekosten behalten. Die Schulen sollen mit den Erlösen aber auch Projekte mit Partnerschulen in aller Welt organisieren.
Bei den Projektpartnerschaften Bonns unterstützen die Schulen lokale Entwicklungsarbeit in ihren Partnerstädten. Beispielsweise sorgen sie so für die Wasseraufbereitung in Buchara (Usbekistan), kaufen Schulmaterialien für Kinder in La Paz (Bolivien) oder vermindern die Wüstenbildung in Ulan-Bator (Mongolei).
Beckum: Seit 2001 wird in der 40.000 Einwohnerstadt das Flüsschen Werse renaturiert. Für die naturnahe Entwicklung der Werse wurden mehrere zehntausend Kubikmeter Boden entfernt und naturnahe Auenflächen angelegt. Durch Fischtreppen, unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten und natürliche Schlammfänge soll aus dem „Entwässerungsgraben“ ein ökologischer Lebensraum entstehen. Bessere Wasserqualität und natürliche Umgebung sollen erstmals wieder Tiere an und in die Werse locken. Der Stadtbach, der bisher weitgehend kanalisiert und begradigt daher floss, soll in den nächsten fünf bis sechs Jahren komplett renaturiert werden. Das Projekt hat die Stadt Beckum auch den ICLEI-Mitgliedern weltweit vorgestellt. 1,75 Millionen Euro kostete es insgesamt, die Bausünden aus den siebziger Jahren wieder ungeschehen zu machen. Die Stadt muss allerdings nur 350.000 Euro zahlen, etwa 80 Prozent schießt das Land dazu.
Münster: Musterbeispiel der Stadt Münster ist die energetische Altbausanierung. Seit 1997 sind 1.050 Wohngebäude zu energiesparenden Gebäuden saniert worden. 35,1 Millionen Euro wurden hierfür investiert, 4,9 Millionen durch die Stadt. Münsteraner Hauseigentümer können auch den Energiepass erwerben – ein Gütesiegel für potentielle MieterInnen oder KäuferInnen. 1.800 Energiepässe für energiefreundliche Altbauten hat das Umweltamt bereits ausgestellt, weitere sollen folgen.
Bottrop: Wasserstoff ist für die Stadt Bottrop der Energieträger der Zukunft. Gleich in zwei Projekten setzt man auf die umweltfreundliche Technik. Um eine Wohnsiedlung und um eine Schule mit ökologischer Energie zu versorgen, will man ein Brennstoffzellen-Heizkraftwerk bauen. Der Wasserstoff, der dort verbrannt werden soll, stammt momentan noch aus einer Wasserstoffleitung. In Zukunft soll der Wasserstoff jedoch aus dem Klärschlamm der nahen Kläranlage und aufbereiteten Faulgasen gewonnen werden. Damit der Strom und die Wärme, die durch das Wasserstoffkraftwerk produziert werden, auch sinnvoll genutzt werden, renoviert die Stadt die Wohnungen und sorgt für energiesparende Dämmungen und Fenster.
SIMON LENARTZ