: Eltern auf Barrikaden
SCHULE In „ungewünschte“ Schulen anderer Stadtteile wollen die Mitte-Kinder nicht abgeschoben werden
Im „Alten Fundamt“ im Steintorviertel haben am Mittwochabend rund 140 Eltern ihrem Ärger über die Bildungsbehörde Luft gemacht. Auf Schulrat Helmut Kehlenbeck prasselte die versammelte Wut nieder – die Eltern hatten am Donnerstag vor einer Woche einen Brief von der Bildungsbehörde bekommen, in dem mitgeteilt wurde, dass ihre Kinder in keiner der Wunsch-Schulen die 5. Klasse besuchen könnten. Auch in den Schulen im Stadtteil sei kein Platz, ihnen wurden Schulen außerhalb des Stadtteils empfohlen. Eine alleinerziehende Mutter fragte den Schulrat, ob sie denn nun kündigen solle – sie benötige einen Platz in einer Ganztagsschule. Ein türkischer Vater beschrieb den zwölf Kilometer langen Weg, den die Schulbehörde seiner Tochter zumuten wolle. Mehrere Eltern beschwerten sich, dass die Schulen, die nun empfohlen würden, eben die „nicht angewählten“ seien, die mit dem schlechten Ruf in ihrem jeweiligen Stadtteil.
Für mehr als 40 Kinder in Bremen-Mitte ist in keiner der Schulen im Stadtteil Platz. In Mitte gibt es zwei Oberschulen – die an der Schaumburger Straße und die Gesamtschule Mitte, und beide waren schon mit den „Erstwahlen“ übervoll. Schulrat Kehlenbeck versuchte die Eltern zu vertrösten auf eventuell frei werdende Plätze, aber das provozierte nur noch mehr Wut im Saal. Mehrere Anwesende erklärten, sie würden die Situation eskalieren lassen. Die Schulbehörde solle doch die Kinder von der Polizei abholen lassen, sie würden nicht nachgeben und eine Schule, die nicht erwünscht ist, wählen.
Warum der Übergang von der 4. in die 5. Klasse der Schulbehörde so aus dem Ruder lief, warum das Problem nicht seit Wochen anhand der vorliegenden Zahlen erkannt wurde – das konnte der Schulrat nicht erklären. Von der rot-grünen Koalition war nur die Güne Anja Stahmann da, und die erklärte, es müssten natürlich zusätzliche Klassen eingerichtet werden. Sie forderte die Anwesenden auf, leer stehende Räum zu melden. Die Schulbehörde hatte gerade das bisher strikt abgelehnt und daher die Eltern an Schulen außerhalb ihres Stadtteils verwiesen. kawe