: Schläge und Beleidigungen: Die Opfer leiden heute noch
PROZESS 1 Zwei Männer und eine Frau sind wegen fremdenfeindlicher Gewalt in der U-Bahn angeklagt
Sechs Monate nach einem fremdenfeindlichen Überfall auf zwei Iraner leiden die Opfer bis heute unter den Folgen. Er könne seinen Beruf nicht mehr ausüben und auch nicht mehr schlafen, sagte am gestrigen Donnerstag eines der Opfer, ein 56-jähriger Wirtschaftswissenschaftler, als Zeuge vor dem Landgericht. Wegen des Überfalls auf dem U-Bahnhof Rehberge im Ortsteil Wedding sind zwei Männer und eine Frau angeklagt. Sie sollen den Wissenschaftler und dessen 61 Jahre alten Freund geschlagen, getreten und als „Scheißausländer“ beleidigt haben.
Die Iraner waren auf dem Heimweg, als sie am Morgen des 19. September 2009 angegriffen wurden. „Ich hatte Angst um mein Leben, sagte der Wissenschaftler bei der Befragung. „Die Blicke der Angeklagten waren zornig und wütend, es flogen Fäuste in meine Richtung und vielfältigste rassistische Beschimpfungen.“ Einer der Angreifer sei mit einem Totschläger bewaffnet gewesen. Mit einem mehrfachen Bruch in der Schulter kam das Opfer in eine Klinik.
Der Freund des Wissenschaftlers gab zu Protokoll, sein Leben habe sich nach der Attacke völlig verändert. Er habe Albträume und wisse nicht mehr weiter. Der arbeitslose Lehrer wurde nach eigenen Angaben ebenfalls geschlagen und getreten. Er sei zu Boden gegangen und habe das Bewusstsein verloren. Zuvor habe einer der Angeklagten aggressiv Cola aus einer Flasche verspritzt. „Ich wollte beschwichtigen und bekam Schläge“, erklärte der Mann.
Ein 26-jähriger Berliner, dessen 24 Jahre alte Cousine und deren damaliger Freund hatten zum Teil Schläge eingeräumt. Sie bestritten aber eine fremdenfeindliche Gesinnung als Hintergrund der Tat. Die Frau hatte behauptet, sie sei von einem der Iraner getreten worden. Die Angeklagten sagten aus, sie hätten vor der Tat große Mengen Alkohol getrunken. (dpa)