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MEIKE JANSEN
Mich dürstet es nach einer tollen Ausstellung. Keiner guten Galerienschau. Nein, etwas Großes mit Genauigkeit, das mich leidenschaftlich packt. Und genau so eine Ausstellung rückt nun in absehbare Nähe: die erste Retrospektive Meret Oppenheims in ihrer Geburtsstadt Berlin. Wenn ich auch auf das Kunstwerk, das mich in meiner Jugend maßgeblich geprägt hat, im Martin-Gropius-Bau verzichten muss. Denn die mit Fell überzogene Tasse samt Löffel („Frühstück im Pelz“, 1936) gehört zur Sammlung des Museum of Modern Art New York, was es zu kompliziert und teuer machen würde, die Skulptur nach Berlin zu bringen. Die „Ideen in Schwebe zu halten“, war immer Meret Oppenheims wichtigsten Anliegen. Davon zeugen aber auch so wunderbare Objekte wie der Bierkrug mit Eichhörnchenschwanz (1969).
Oppenheim, 1913 als Tochter des Arztes Erich Alfons Oppenheim und Eva Wenger, in Charlottenburg geboren, zog bereits während des Ersten Weltkriegs mit ihrer Mutter zu deren Eltern in die Schweiz. Die Großmutter Lisa Wenger, eine Künstlerin, hatte in Düsseldorf die Kunstakademie besucht, und so war es nicht verwunderlich, dass die 18 Jahre junge Meret Oppenheim beschloss, Künstlerin zu werden.
1932 zog es sie nach Paris, wo sie Alberto Giacometti, Hans Arp und über die beiden den Surrealismus sowie weitere Protagonisten kennen lernte. Nach einer äußerst kreativen Phase folgte eine finanzielle Durststrecke, die sie 1936 mit Modeentwürfen überbrückte, trotzdem aber in eine Krise geriet. Sie zog zurück in die Schweiz und besuchte die antifaschistischen Künstler der Gruppe 33. 1949 heiratete sie. Sie kreierte fantastische Möbel, schuf Kostüme für Daniel Spoerris Inszenierung von Picassos Theaterstück „Wie man Wünsche am Schwanz packt“. Einzelausstellungen und Preise folgten Werken, die auf Skizzen aus ihrer Pariser Zeit basierten. Sie schrieb Gedichte, verfasste Bücher, 1982 lud Rudi Fuchs sie mit einem Beitrag zur documenta 7 ein. Am 15. November 1985, am Tag der Präsentation ihres neuen Buches, „Caroline“, starb Oppenheim in Basel.
Das Erstaunliche ist neben ihrer künstlerischen Produktion vor allem sie selbst als Person, wie sie sich weder vom Feminismus noch von Männerzirkeln vereinnahmen ließ. Wie auch in der Ausstellung zu sehen sein wird, die neben Skulpturen, Malerei oder Texten auch Dokumente von Zeitzeugen umfasst, wurden die Gesichtszüge Oppenheims immer markanter und härter, bis sie letztendlich gänzlich androgyn wirkte. (Martin-Gropius-Bau, Eröffnung: 15. August, 19 Uhr, Mi.–Mo. 10–19 Uhr, Niederkirchnerstr. 7, Reservierung: www.mus-guide.de)