: „Die Liebe siegt immer“ – Jubeldemo für Berlusconi
ITALIEN Mit einem aparten Slogan will Berlusconi Herzen und Stimmen der Italiener zurückgewinnen
ROM taz | Zehntausende Menschen demonstrierten am Samstagnachmittag in Rom für Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Dass ein Regierungschef „das Volk“ zu einer Jubelkundgebung samt Demonstrationszug aufruft – diese Veranstaltungsform kennt man gemeinhin aus Diktaturen. Doch angesichts der am nächsten Wochenende anstehenden Wahlen in 13 der 20 italienischen Regionen hielt Berlusconi den Aufmarsch für unverzichtbar: gleichsam als Befreiungsschlag für sein in den letzten Wochen in Bedrängnis geratenes Regierungslager.
„Die Liebe siegt immer über Hass und Neid“: An der Zugspitze trugen die Minister aus Silvio Berlusconis Kabinett das große Transparent mit der frohen Botschaft, und derselbe Slogan zierte dann die enorme Bühne auf der Piazza San Giovanni, von der herunter Berlusconi seine Anhänger in Stimmung brachte.
Aber was Rom da am Samstagnachmittag erlebte, war alles andere als eine Love Parade. „Mehr als eine Million Teilnehmer“ vermeldeten die Veranstalter von Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PdL) zwar triumphierend, doch selbst die Polizei sprach von nur 150.000 Teilnehmern, und neutrale Beobachter zählten gar nur knapp um die 100.000 meist ältere Herrschaften, die weniger von Liebe als von einer gehörigen Portion Hass angetrieben wurden. „Di Pietro – Mafioso, Santoro – Faschist“, hieß es zum Beispiel auf Transparenten gegen den Oppositionspolitiker und Exstaatsanwalt Antonio Di Pietro sowie den TV-Journalisten Michele Santoro, dessen Vertreibung vom Bildschirm ein seit Monaten verfolgtes Herzensanliegen von Berlusconi ist.
Auch Berlusconi selbst holzte in seiner Rede gegen die üblichen Gegner – die „Kommunisten“ von der Opposition, die angeblich in Italien den „Steuerpolizeistaat“ errichten wollen, und die „roten Roben“. Das erklärte Ziel der Veranstaltung war es, im Wahlkampf das Blatt zu wenden. Die Korruptionsskandale um den Zivilschutz sowie das gerade angelaufene Ermittlungsverfahren gegen Berlusconi wegen seines Versuchs, den Staatssender RAI mit unlauteren Mittel völlig seiner Kontrolle zu unterwerfen, hatten zuletzt negative Schlagzeilen beschert. Dem setzte Berlusconi jetzt wieder – auch diese Nummer gehört zum Repertoire – seine „Regierung der Taten“ entgegen. Am Samstag stellte er eine völlig neue Großtat in Aussicht: In den nächsten drei Jahren, erklärte Silvio den begeisterten Fans, werde seine Regierung auch „den Krebs definitiv besiegen“. MICHAEL BRAUN