Kabel auf Sendung

Liga live – aber wo? Über ihren Sportvermarkter Arena machen die TV-Kabelfirmen erstmals selbst Programm. Aber Premiere gibt nicht auf

von STEFFEN GRIMBERG

Eigentlich ist die Fernsehsendelizenz für einen neuen digitalen Spartenkanal kein allzu aufregendes Thema: Dutzende sind von den Landesmedienanstalten in den vergangenen Jahren erteilt worden. Doch viele der Programme gingen nie auf Sendung. Mit Arena wird nun alles anders. Denn jetzt macht ein Sportrechteinhaber selbst Programm. Genauer gesagt Pay-TV, mit der Live-Übertragung der Fußball-Bundesliga als einzigem Programminhalt.

Arena hatte die Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga für drei Jahre und etwa 700 Millionen Euro von der Deutschen Fußball-Liga ersteigert und damit den Bezahlsender Premiere ausgestochen. Die bis 2016 gültige Lizenz für die Senderplattform „Arena Bundesliga“ gab es gestern von der Landesanstalt für Medien NRW (LfM).

Hinter Arena steht die Unity Media, die Muttergesellschaft der Kabelnetzbetreiber iesy, ish und Tele Columbus. Zum ersten Mal wird so aus einem bloßen TV-Signal-Lieferanten ein Sender. Damit ändern sich die Spielregeln im deutschen Fernsehen.

„Vor völlig neue Fragen“ sieht daher auch LfM-Direktor Norbert Schneider die „praktische Medienregulierung mit Bezug auf die Vielfaltssicherung in Deutschland“ gestellt. Das derzeit geltende Recht helfe „auf Dauer“ hier nicht weiter. Die neue Konstellation aus Kabelbetreiber und Sender biete „das Potential, Marktmacht missbräulich nur im eigenen Interesse, jedenfalls nicht im interesse der Vielfaltssicherung auszuüben“, so Schneider. Die LfM erwarte daher von Unity Media „Vorkehrungen, die das Entstehen einer Missbrauchslage bereits jetzt ausschließen“. So muss Unity/Arena der LfM unter anderem Einsicht in die Verträge für diePay-TV-Plattform gewähren.

Denn bezahlen müssen ZuschauerInnen natürlich auch bei Arena. Premiere nimmt für sein Komplettpaket inklusive „Fußball live“ stolze 44,90 Euro monatlich, dafür sind auch Champions League und Fußball-WM drin. Arena will jetzt für weniger als 20 Euro im Monat die Bundesliga live anbieten. Doch bis dahin bleibt viel zu tun. Die Sendelizenz für „Arena Bundesliga“ ist hier nur ein erster Schritt.

Damit die Rechnung aber überhaupt aufgeht, braucht es zahlungswillige AbonnentInnen – beim angestrebten Niedrigpreis sogar eine ganze Menge. Und die erwarten ein attraktives Fernsehfußballangebot. Doch das ist noch nicht in Sicht. Erst am 27. März will Arena sein Konzept vorstellen. Bis dahin muss konsequenter Optimismus reichen: „Wir haben alle Zuversicht“, sagte gestern eine Arena-Sprecherin zur taz. Das Konzept sei „über drei Jahre“ angelegt, selbst wenn man „nicht vom Start weg“ mit riesigen AbonnentInnenzahlen gesegnet sei, rechne sich das: „Die Finanzen sind stabil. Unsere Eigner haben sich committet.“ – Das hat man im deutschen Kabelmarkt allerdings schon häufiger gehört.

Und dann ist da noch Premiere. Der bisherige Bundesliga-Live-Kanal gibt sich alles andere als geschlagen, vielmehr zog er in den letzten Wochen mit einer eigenen Botschaft durchs Land: Über die Telekom, die die Live-Rechte fürs Internet gekauft hat, könnten Premiere-Kunden schon bald Ligabilder aus dem Internet bekommen. Dagegen spricht zwar im Moment sowohl die Tatsache, das es mit der Telekom keine entsprechenden Vereinbarungen gibt, wie auch der Stand der Technik. „Wir sind weiter mit allen Rechteinhabern, Arena wie Telekom, im Gespräch“, sagt aber Premiere-Sprecher Dirk Heerdegen.

Die Lage der Liga im Pay-TV ist weiter unübersichtlich. Wenn das noch lange so bleibt, steht ein Sieger heute schon fest: die ARD-„Sportschau“ im Free-TV.