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Archiv-Artikel

Teures Spielzeug für große Kinder

Über die Begeisterung älterer Männer für noch ältere Schiffe – auf der „Boatfit“ in der Messe Bremen

Bremen taz ■ Die Geschäftsidee verspricht Erfolg: Zuerst baut man in historische Schiffe Fußbodenheizungen ein. Anschließend verkauft man dem stolzen Skipper Überwachungsanlagen für den neu erworbenen Luxus. Solche und andere kreative Konzepte, an das Geld anderer Leute zu kommen, waren am Wochenende auf der „Boatfit“ zu bewundern, einer Messe rund um historische Schiffe.

Ausgestellt waren nicht allein restaurierte historische Schiffe. Es gab gleich auch noch die passenden Schuhe dazu zu kaufen. Und wenn das Geld für das Schiff doch nicht reichen sollte, dann kann man schon mal die Galionsfigur einzeln bekommen und damit das heimische Wohnzimmer dekorieren.

Ob nun YachtbesitzerIn oder ModellbastlerIn, in einem Punkt waren sich die BesucherInnen der Messe einig: Für die Segler von „Tupperdosen“ – moderne Sportboote aus Glasfaser – hatte man nicht viel übrig. Gerne beschäftige man sich an den langen Winterwochenenden damit, die Holzplanken seines Schiffes zu polieren.

„Da bekommt man doch ein ganz anderes Verhältnis zu seinem Schiff, als wenn man einfach eines aus Plastik kauft“, schwärmt Bernd Klabunde vom Förderverein deutsche Museumswerft von seiner Leidenschaft. Gut – schneller seien die Leute mit den „Joghurtbechern“ schon. Aber darauf käme es ja auch nicht an.

Ein langer Atem ist auch gefragt, wenn man sich an einem der vielen angebotenen Selbstbausätze versucht: Für das einfachste Holzkanu setzt der Hersteller etwa 150 Arbeitsstunden an. Bei den Bausätzen für ganze Segelboote stehen dann keine Zeitangaben mehr auf den Verpackungen. Man erahnt, dass sich der erforderliche Zeiteinsatz als Belastungsprobe für die Beziehung erweisen kann – oder als Rettung für die Ehe nach der Pensionierung des Hausvaters, je nachdem.

Damit das Glück dann auch noch anhält, sollte die Investition für eine hochseetaugliche Rettungsinsel mit GPS-Navigation und eingebautem Vorrat an Büchsenwasser auch noch drin sein. Katja Früchtenicht