: Shakespeare soll raus
Die Schule am Leibnizplatz braucht ihre Räume wieder, die derzeit die Shakespeare-Company nutzt. Die soll raus. Aber wohin, fragen die Schauspieler. Ihr Wunschobjekt wäre die Stephani-Kirche
Bremen tat ■ Die Shakespeare Company soll ihr Theater am Leibnizplatz räumen. Das hat die Bildungsdeputation gestern mit den Stimmen der großen Koalition beschlossen. Sie favorisiert den weiteren Ausbau der Stadtteilschule Leibnizplatz, mit der sich das Theater bisher das Gelände teilt, zu einer Ganztagsschule. „Anstatt dafür einen Neubau in die Wege zu leiten, soll man prüfen, ob die Shakespeare Company nicht auf eine andere Spielstätte ausweichen kann“, sagt die SPD-Bildungsdeputierte Ulrike Hövelmann. Bei Enthaltung der Grünen beschloss die Deputation, den Bildungssenator aufzufordern, beim Gebäudemanagement vorrangig den schulischen Bedarf anzumelden.
Als mögliche Alternativen, sagt die grüne Bildungsdeputierte Anja Stahmann, seien das (verkaufte) Waldau-Theater und das Concordia-Theater, das derzeit vom Bremer Theater bespielt wird, im Gespräch. Das vom Kulturressort in Auftrag gegebene Gutachten der Wirtschaftsprüfer PriceWaterhouseCooper (PWC) empfiehlt dem Bremer Theater, die Spielstätte Concordia aufzugeben. Die Bildungsdeputation wolle sich indes nicht „zum Handlanger des Senats“ machen, indem sie sich in die Debatte um das Concordia-Theater einmische, sagt Anja Stahmann.
Die Bremer Theaterdebatte sieht Rainer Gausepohl, Sprecher der Bildungsbehörde, als Anlass, die räumliche Situation der IS Leibnizplatz zu überdenken. „Dem Kulturressort ist die Problematik der Schulerweiterung bekannt“, sagt dazu Florian Kruse, Sprecher des Kultursenators. Ein „interner Prüfprozess“ über Alternativen für die Shakespeare Company sei bereits im Gange. „Das Theater arbeitet sehr erfolgreich und soll sich durch einen Umzug nicht verschlechtern“, kommentiert Kruse. Spekulationen über einen Umzug ins Concordia-Theater indes will er nicht bestätigen.
Claas Rohmeyer, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, steht den Umzugsplänen skeptisch gegenüber. Er will nur im Einvernehmen mit der Shakespeare Company handeln. Frühestens 2009 rechnet er mit Bewegung am Leibnizplatz. 2004 hatte sich Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) noch für einen Verbleib des Theaters am Leibnizplatz ausgesprochen. Die SPD-Bildungsexpertin Ulrike Hövelmann hatte damals bereits die Liegenschaftsverhältnisse prüfen lassen. Ihr geht es darum, das Angebot „einer der gefragtesten Bremer Schulen“ auszubauen. Außerdem hält sie eine Kneipe wie das „Falstaff“ auf dem Schulgelände für unvereinbar mit einer rauchfreien Schule.
Renate Heitmann vom geschäftsführenden Vorstand der Shakespeare Company sieht das erneute Aufflammen der Diskussion eher amüsiert. „Das Theater am Leibnizplatz war immer als Provisorium gedacht. Wir können uns was Schöneres vorstellen“, sagt sie. Ihr Favorit ist allerdings die Stephani-Kirche, die die evangelische Kirche gern vermieten würde. Heitmann schwärmt von dem hohen Auditorium und der Lage an der Weser, nahe bei Radio Bremen. „Wo die Stadt sich erneuert, könnten wir uns miterneuern“, findet Heitmann. Die Shakespeare Company brauche einen Theaterraum, der genau auf ihre publikumsnahe Spielweise zugeschnitten sei. Das Waldau-Theater scheide da wegen seiner Größe aus, das Concordia-Theater mit seinen 99 Plätzen sei indiskutabel klein. Bisher habe der Kultursenator jedoch nichts über Umzugspläne verlauten lassen. Gerade hat die Company einen neuen Vertrag bekommen. Kündigungsfrist: 18 Monate.
Annedore Beelte