: Lebensmittelpreise treiben Inflation
GELD 22,3 Prozent mehr für Äpfel: Die Kosten für Butter, Obst und Gemüse sind in den letzten Monaten so stark gestiegen wie zuletzt 2008. Die Ursache dafür ist nicht nur das schlechte Wetter im Frühjahr
BERLIN rtr | Langer Winter, nasses Frühjahr, heißer Sommer: Schlechte Ernten machen Lebensmittel in Deutschland deutlich teurer. Die Preise stiegen im Juli mit 5,7 Prozent so stark wie seit fast fünf Jahren nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Die Inflationsrate liegt insgesamt auf dem Jahreshoch von 1,9 Prozent.
Spürbar tiefer in die Taschen greifen mussten die Verbraucher beispielsweise für Butter. Sie kostete knapp ein Drittel mehr als vor Jahresfrist. Gemüse verteuerte sich um 11,7 Prozent, wobei es bei Kartoffeln mit 44,4 Prozent den stärksten Anstieg gab. Für Obst wurden im Schnitt 11,3 Prozent mehr verlangt – für Äpfel sogar 22,3 Prozent mehr. „Das erst kalte und dann sehr regenreiche Frühjahr hat die Ernte erschwert“, erklärte ein Sprecher des Bauernverbandes.
Laut dem Handelsverband HDE ist nicht damit zu rechnen, dass der Druck auf die Lebensmittelpreise in den kommenden Monaten nachlassen wird. „Wir haben nicht nur Wetterkapriolen, die die Ernten beeinträchtigen, sondern durch den wachsenden Wohlstand in Schwellenländern auch eine steigende Nachfrage nach Agrarrohstoffen“, so der HDE.
Das sehen die Welternährungsorganisation FAO und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) genauso. „Steigende Preise werden im kommenden Jahrzehnt sowohl für Getreide als auch für Vieh erwartet“, heißt es im gemeinsamen Ausblick für 2013 bis 2022. Wegen knapper Anbauflächen, gestiegenen Produktionskosten und zunehmenden Umweltbelastungen werde die weltweite Agrarproduktion bis 2022 nur noch um jährlich 1,5 Prozent wachsen. Gleichzeitig steige die Nachfrage durch die wachsende Weltbevölkerung, Urbanisierung und veränderte Ernährungsgewohnheiten.
Allerdings hätten in Deutschland „Nahrungsmittel über viele Jahre hinweg die Inflation gedämpft“, sagte der Sprecher des Bauernverbandes. Gerade mal zwölf Prozent ihres verfügbaren Einkommens würden die Deutschen im Schnitt für Nahrungsmittel ausgeben. Das sei im weltweiten Vergleich sehr wenig.