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Archiv-Artikel

Nachholende Modernisierung KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Die Richter haben es erlaubt: Der Flughafen Berlin-Schönefeld darf zum neuen Hauptstadt-Airport Berlin Brandenburg International (BBI) ausgebaut werden. Endlich eine gute Nachricht für Ostdeutschland, endlich eine gute Nachricht für Berlin. Diese zu vermelden fällt leicht, weil das Bundesverwaltungsgericht wenigstens die Anwohnerrechte stärker berücksichtigt hat. Nach mehr als 15 Jahren Diskussion und Planung ist dieses Projekt nun endgültig auf dem Weg. Die Verzögerungen und Pannen haben die gebeutelte Region um manche wirtschaftliche Chance gebracht.

Aber der von den Freunden der Infrastruktur bejammerte langatmige Planungsprozess hat zwei Fehler verhindert. Erstens, den BBI einigen Konzernen zu überlassen, aber die Risiken der Allgemeinheit aufzubürden; durch das viele Hin und Her war genug Zeit, den Privatisierungsbeschluss zurückzunehmen. Zweitens die anfänglich monströsen Kapazitätsplanungen; ursprünglich als Großflughafen entworfen, ist Schönefeld inzwischen sinnvoll redimensioniert. Der Flughafen startet nun mit rund 20, nicht mehr 60 Millionen Passagieren jährlich und ist nach Bedarf erweiterbar.

Jetzt wird der Flughafenbau das ausdrücken, was er von Anfang an hätte anzeigen sollen: eine nachholende Modernisierung der Hauptstadtregion. Der zu Mauerzeiten gebaute Airport in Tegel platzt schließlich aus allen Nähten. Vor allem aber leiden zehntausende Berliner unter dem steigenden Luftverkehr über der Innenstadt; der neue Flughafen am Stadtrand wird viel weniger Menschen belasten. Ein Berlin-ferner Standort war politisch nicht gewollt – und er ist auch nicht zwingend, stellt das Gericht fest. Eine Ablehnung von BBI jedenfalls hätte den Status quo bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag festgeschrieben.

Sicher, Berlin und seine Flughäfen profitieren stark vom ökologisch verwerflichen Billigfliegertourismus. Aber der hängt nicht am neuen Airport. Eigentlich ist nur schade, dass künftig den Münchnern oder Stuttgartern, die weiterhin ihre Steuergelder in die marode Hauptstadt pumpen sollen, bei der Ankunft per Flugzeug nicht mehr sofort ins Auge fällt, wie nötig ihre Gelder sind.