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Archiv-Artikel

„Linke dürfen Würstchen braten“

Eine Fußball-WM „ist etwas ganz, ganz Besonderes“, sagt Konrad Freiberg. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei hält die Personalkontrollen vor der WM deshalb für zulässig

taz: Herr Freiberg, wie zuverlässig sind deutsche Polizisten?

Konrad Freiberg: Sehr zuverlässig.

Nach Angaben von Datenschützern werden aber sogar Polizeibeamte vor der Fußball-WM aus Sicherheitsgründen nochmals auf ihre Zuverlässigkeit überprüft. Wie passt das zusammen?

Da sind die Datenschützer falsch informiert. Die Polizei setzt ihre Beamten bei der WM natürlich ohne weitere Überprüfung ein.

Datenschützer kritisieren die verdachtsunabhängige Durchleuchtung von 250.000 Bürgern als unverhältnismäßig. Teilen Sie diese Kritik?

Ich verstehe, dass die Bevölkerung verunsichert ist. Aber eine Fußball-WM ist etwas ganz, ganz Besonderes. Da muss jeder Verständnis haben, dass man versucht, ein hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten. Dazu gehören auch Überprüfungen für Leute mit Zugang zu besonders sensiblen Bereichen der Stadien.

Nach Ansicht der Datenschützer fehlt diesen Kontrollen aber die Rechtsgrundlage.

Darüber kann man sicher streiten. Ich halte die Einwilligung des Einzelnen, sich einer Überprüfung zu unterziehen, für eine ausreichende Grundlage.

Inwiefern kann man von einer freiwilligen Einwilligung sprechen, wenn eine Putzfrau sonst den Job verliert?

Was wäre der Umkehrschluss: Dass wir keine Überprüfung machen? Natürlich ist Freiwilligkeit immer mit Schwierigkeiten verbunden. Auch wenn ich Flugzeug fliege, kann ich fragen: Warum muss ich vorher durch die Sicherheitsschleuse? Ich bitte daher, dafür Verständnis zu haben.

Wieso erfährt von einem ablehnenden Votum zunächst der Arbeitgeber und dann erst der Betroffene?

In 99,9 Prozent der Fällen wird es keine Einwände der Sicherheitsbehörden geben. Und mit den übrigen Einzelfällen wird man sachgerecht umgehen. Das heißt, man wird auch Sorge tragen, dass nicht gravierende Entscheidungen über den Kopf der Betroffenen hinaus gefällt werden.

Unklar bleibt, wer durch die Checks vom WM-Gelände ferngehalten werden soll. Betrachten Sie trotzkistische Würstchenverkäufer als Bedrohung?

Ach was, darum geht es doch nicht. Die können meinetwegen gern Würstchen verkaufen. In erster Linie geht es darum, islamistische Terrorverdächtige aus den Stadien herauszuhalten. Aber es kann natürlich auch um Rechtsextreme gehen, die dort womöglich Nazisymbole hochhalten wollen. INTERVIEW: ASTRID GEISLER