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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag beginnt im Kubiz (Bernkasteler Straße 78, 16 Uhr) der mehrtägige „1. Linke Jugendkongress im Haus der Jugend Bunte Kuh und KuBiZ“, der nicht nur einen sehr steifen Namen hat, sondern auch ein wenig – na ja – das Niveau der Jüngeren unterschreitet. AJAK, Á Gauche Berlin, Avanti, FelS, Rosa-Luxemburg-Stiftung und Netzwerk Selbsthilfe sind die OrganisatorInnen, die es sicher gut meinen, doch wen locken so bemühte, pädagogisch-pseudolockere Ansprachen hinter dem Ofen hevor, Leitfragen nämlich wie diese: „Was ist eigentlich mit dem Klimawandel? Warum sind alle Sexisten Arschlöcher? Warum demonstrieren Leute am 1. Mai? Warum campen Flüchtlinge am Oranienplatz in Kreuzberg? Was tun gegen hässliche Nazis? Gibt es wirklich keine Alternative zum Kapitalismus? Muss das alles so bleiben oder was können wir machen?“ Leute, wer 12 ist, ist nicht doof. Und hat bereits erste Scheißerfahrungen machen dürfen, die etwa zeigen, dass Sexisten nicht eben nette Menschen sind. Oder geht es um Sechsjährige, und das Wort Jugendliche soll diese anlocken? Wenn man die Leitfragen allerdings beiseitelässt, kann es tatsächlich spannend sein, dort hinzugehen, es gibt Workshops, Musik und Raum, sich mitzuteilen.

 Am Montag gibt es gleich zwei gute Veranstaltungen. Zum einen zeigt Sarah Diehl im NFJ-Büro (Weichselstraße 13/14, 19 Uhr) ihren empfehlenswerten Film „Abortion Democracy“, in dem es um die Folgen der Abtreibungsillegalisierung geht, deretwegen viele Frauen sterben oder schwere seelische und körperliche Schäden nehmen. Zum anderen wird in der Kadterschmiede (Rigaer Straße 94, 20 Uhr) wieder eine „Montagsdiskussion“ stattfinden, diesmal geht es um kollektive Lebensformen gegen den kapitalkonformen Individualismus, doch es scheint nicht nur um die übliche Arbeitsmonadenschelte zu gehen, sondern auch um die Hinterfragung der Bauwagenbandenbilderei. Also nicht nur darum, dass man selber besser ist und der Rest spießig. Das ist ja wirklich diskutierenswert.

Last but not least wird am Mittwoch im Kino Toni am Weißenseer Antonplatz (18 Uhr) der Film „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ gezeigt, zum ersten Mal seit langer Zeit, es geht in diesem Film um mit versteckter Kamera aufgenommene Rechtsrockkonzerte (also nicht um die fürs Fernsehen normalerweise inszenierten Halbidyllen), die mit den Kommentaren und Beobachtungen von den Machern Thomas Kuban und Peter Ohlendorf ergänzt werden. Ein interessanter Film, leider nur selten zu sehen!

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