: Latin Lover andersrum
Un, dos, tres – und raus ist es. Das wohl am schlechtesten gehütete Geheimnis der Popwelt ist gelüftet: Ricky Martin ist schwul. Am Montag bekannte sich der 38-jährige Popsänger via Twitter dazu, dass er Männer liebt, und beendete damit die jahrelangen Spekulationen über seine sexuelle Orientierung.
Ricky Martin ist einer der größten Stars in Lateinamerika, er hat mehr als 60 Millionen Alben weltweit verkauft. Nach fünf Jahren in der Boyband Menudo begann er 1991 seine Solokarriere. In Los Angeles versuchte er sich zunächst als Schauspieler, Musicalsänger und synchronisierte Walt-Disney-Filme für das spanischsprachige Publikum.
In Lateinamerika war er bereits als Sänger bekannt, doch mit der Hymne „The Cup of Life“ für die Fußball-WM 1998 und dem ersten englischen Album schaffte er den internationalen Durchbruch. Die Auskopplung „Livin’ La Vida Loca“ wurde zum Ticket in den Olymp: Chartstürmer in vielen Ländern, mehrere Grammys und Platin. Der Song ist auch in anderer Hinsicht ein Meilenstein in der Popmusikgeschichte: Er war der erste Nummer-1-Hit, der rein digital produziert wurde, und markierte den Wechsel von analoger zu digitaler Aufnahme. Der enorme Erfolg läutete den Latinomusikboom ein und ebnete den Weg für Stars wie Enrique Iglesias oder Shakira.
Die Überraschung des Jahres ist sein Outing wahrlich nicht: Die weibliche Fangemeinde ahnte schon immer, warum sich niemals eine adrette Begleitung an seiner Seite zeigte. Spätestens seit er 2008 mithilfe einer Leihmutter Vater von Zwillingen wurde, überschlugen sich diverse People-Magazine mit entsprechenden Verlautbarungen.
Nach all den Jahren dürfte es Ricky Martin nun gereicht haben, auf Berater zu hören, die ihm abrieten, sich zu outen. So schrieb er auf seiner Twitterseite: „Angst vor meiner Natur, meiner Wahrheit? Schluss damit! Die Jahre, die ich mit Schweigen und Reflexion verbrachte, haben mich gestärkt. Heute akzeptiere ich meine Homosexualität wie ein Geschenk des Lebens.“ Auch wenn es ein offenes Geheimnis war, ist das Statement von Ricky Martin ein Signal für mehr Toleranz von Homosexualität in Lateinamerika. JULIA HERRNBÖCK