: Interesse am neuen Miteinander
SCHULTERSCHLUSS Linkspartei in Niedersachsen möchte Näheres über Kontakte zwischen organisierten Rockern und Neonazis wissen. Der Landesregierung liegen dazu angeblich keine Erkenntnisse vor
Frank Federau, LKA Niedersachsen
Man habe keine Erkenntnisse über die Zusammenarbeit von Rockern und Rechtsextremen: Das erklärte die Landesregierung in Hannover bei dessen jüngster Sitzung. „Die Landesregierung muss aufwachen“, sagt nun Pia Zimmermann, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion: Dieser nämlich lägen sehr wohl Fakten über das neue Miteinander vor.
So hätten sich etwa in Wolfenbüttel Rechtsextreme dem Rockerclub Red Devils angeschlossen: Involviert seien Mitglieder der Neonazi-Kameradschaft Honour & Pride Niedersachsen, der Autonomen Nationalisten Wolfenbüttel / Salzgitter und der Hooligangruppe Kategorie Braunschweig. Für Zimmermann „eine Verbindung von enormem Sprengstoff“.
Im Juni 2007 bereits sollen Angehörige beider Szenen ein Konzert der Band Kategorie C ausgerichtet haben: Honour & Pride habe das Event in einer Wolfsburger Kleingartenanlage geplant, den Bierausschank sollen Mitglieder der örtlichen Hells Angels und Red Devils geregelt haben. Und in Helmstedt wurde im Clubhaus der Red Devils das NPD-Plakat „Gute Heimreise“ gesehen.
In Schleswig-Holstein beobachtet das Landeskriminalamt (LKA) seit längerem, dass sich Rechtsextreme vereinzelt dem Rockerclub Bandidos zugewandt hätten. Allerdings, so LKA-Sprecher Stefan Jung, wollten diese Clubs „nicht Politik, sondern Profit machen“. Auch sein niedersächsischer Kollege Frank Federau sagt: „Bei den Rockergruppen geht es primär um Profit. Politische Motive spielen da eher eine untergeordnete Rolle.“
Die niedersächsische Linksfraktion hat in dieser Sache nun eine kleine Anfrage gestellt. „Wir wollen genauere Information, um die Dimension einschätzen zu können“, sagt Zimmermann. Was die Abgeordnete ebenfalls erfahren möchte, ist, wie die Landesregierung Vertrieb von Alkohol und Zigaretten der Marke „Original 81“ unterbinden will.
Produkte der Marke mit dem Zahlencode der „Hells Angels“ im Namen – „81“ steht für die Buchstaben H und A – finden sich bei der Supermarktkette „Real“, aber auch bei rund 190 Kiosken, Gaststätten und Tankstellen im Land. Bier, Tabakwaren, Sweatshirts und Eiweißdrinks – eine Warenpalette, die der Hells-Angels-Chef in Hannover gegenüber dem NDR als „Support-Stuff“ bezeichnete. ANDREAS SPEIT