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Archiv-Artikel

Depressionen ausgebrannt

betr.: „Stromstöße gegen Depressionen“, taz vom 17. 3. 06

Mit Entsetzen habe ich Ihren Artikel gelesen. In meiner Praxis taucht dann solch ein Zombi auf. Die Erinnerungen an die Ursache der Depression sind mit den Stromstößen ausgebrannt. Eine Ehefrau wird als „geheilt“ nach Hause entlassen. Der Ehemann steht mit seinem Trauma der Vorgeschichte ohne jegliche Hilfe und Anweisung vor einer Person, die zwar aussieht wie seine Frau, aber für ihn mit seinen Nöten keine Antenne hat. Natürlich wurde er nicht in die Entscheidung zur Elektroschockbehandlung mit einbezogen. Die schwerkranke Person allein entscheidet unter dem Einfluss eines Arztes, der ihr erzählt, dass er die EKT für die beste Therapie hält.

Offensichtlich hat sich bei den Essener Psychiatern noch nicht herumgesprochen, dass ihre PatientInnen aus einem sozialen Netz kommen, oder dass sie ein solches dringend benötigen, damit eine Behandlung überhaupt Sinn macht. Eine solche isolierte Behandlung finde ich einfach grauenvoll. FRIEDEL GEISLER, Solingen