das wichtigste : EU-Druck auf Kabul
EU-Präsidentschaft kritisiert scharf Prozess gegen den Konvertiten Abdul Rahman, dem die Todesstrafe droht
BRÜSSEL/KABUL dpa/ap ■ Im Fall des mit der Todesstrafe bedrohten Konvertiten Abdul Rahman wächst der internationale Druck auf den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Gestern schaltete sich auch Österreich, das derzeit den EU-Ratsvorsitz hat, in die Bemühungen zur Rettung Rahmans ein, der früher in Deutschland gelebt hat. Österreichs Außenministerin Ursula Plassnik erklärte in Brüssel, die EU-Präsidentschaft werde „nichts unversucht lassen, um die Grundrechte von Abdul Rahman zu wahren und sein Leben zu retten“. Der Afghane war vor zehn Jahren vom Islam zum Christentum übergetreten.
Plassnik übte scharfe Kritik an dem Prozess gegen den Afghanen. Es könne „nicht angehen, dass jemand für ein grundlegendes Menschenrecht wie die Religionsfreiheit vor Gericht steht und mit der Todesstrafe bedroht wird“, betonte die amtierende Ratsvorsitzende. Österreich und die EU erwarteten, dass die Richter in diesem Verfahren „auch die internationalen Verpflichtungen Afghanistans achten, wie es die afghanische Verfassung vorsieht“, sagte sie.
Der Kommandeur des deutschen Isaf-Kontingents in Afghanistan, der Brigadegeneral Christof Munzlinger, warnte in der Presse vor einer Zuspitzung des Streits um Rahman und kritisierte Forderungen nach einem Truppenabzug.
Unterdesssen hat ein islamischer Geistlicher in Afghanistan Abdul Rahman gestern als Glaubensabtrünnigen gebrandmarkt, der die Todesstrafe verdient habe. Rahman habe „die größte Sünde begangen“, indem er zum Christentum übergetreten sei, erklärte Abdul Raulf bei einer Predigt in der Herati-Moschee in Kabul.