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Archiv-Artikel

AMERICAN PIE Frömmler am Ende

FOOTBALL Tim Tebow kennt jeder Sportfan in den USA, obwohl er als Profi nie wirklich gut war. Die Patriots entsorgen ihn kurz vor Saisonstart

Überraschend kam es wohl nicht für Tim Tebow. „Die New England Patriots geben die Freistellung von 13 Spielern bekannt“ hieß es so sachlich wie eben nötig von Seiten des regelmäßigen NFL-Titelkandidaten von der Ostküste. Die Teams dürfen eben nicht mehr als 53 Akteure umfassen. Tebow war eines jener 13 Rotstift-Opfer an jenem Samstag kurz vor Saisonbeginn, an dem die Kaderplanung abgeschlossen werden musste.

Damit ist einer der bekanntesten Sportler der USA ohne Arbeitgeber, ein 25 Jahre junger Mann, der in seiner bisherigen Profikarriere mehr durch Frömmeleien als durch sein Spiel aufgefallen ist. Seine Gebetspose auf dem Footballfeld ist als „Tebowing“ längst in den Sprachgebrauch eingegangen. Die Person hinter der Geste auf Knien, die fürstlich dotierte Werbeverträge abschließen konnte, polarisiert. Zu Universitätszeiten hat er sich als Lenker und Denker der Florida Gators Meriten erworben, konnte mit seinen Leistungen bei den Profis aber noch keinen Ikonenstatus erlangen.

Bei den Neuengländern war der Spielmacher erst seit dieser Sommerpause im Trainingscamp, doch hinter Über-Quarterback Tom Brady und dem bewährten Ersatzmann Ryan Mallett war kein Platz. Durchwachsene Leistungen in den Vorbereitungsspielen, in denen sich überragende Pässe mit haarsträubenden Ballverlusten abwechselten, hatten ihr Übriges getan.

„Es kommt auf den Gesamteindruck an“, erklärte Patriots-Coach Bill Belichick. „Wir bewerten das Potenzial jedes Spielers, sein Auftreten, seine Fähigkeit, Anforderungen zu erfüllen.“ Die Pats und Belichick stehen mit ihrer Einschätzung des Spielers Tebow nicht allein. Mit der nun erfolgten Demission könnte das endgültige Ende aller NFL-Träume des einstigen College-Stars gekommen sein. Eine weitere Chance bei einem Klub ist fraglich – es wäre dann schon sein vierter Versuch.

Bereits bei den Denver Broncos, in deren Leibchen seine Profikarriere 2010 begann, war ihm kein langfristiges Glück vergönnt. Spärlichen Einsätzen in der ersten Spielzeit folgte die Position als Stamm-Spielmacher früh in der Saison 2011. Dem unbestrittenen Talent unterliefen immer wieder unnötige Ballverluste, außerdem fiel Tebow mit einer hohen Fehlpassrate auf. John Elway, Quaterback-Legende der Broncos und heute Klubvize, verkündete trotzdem: „Wir haben Tim als Stammspieler eingeplant.“ Die Zweifel aber siegten. Die Broncos verpflichteten Superwerfer Peyton Manning. Tebows Abschied war besiegelt.

Der Wechsel zu den New York Jets brachte ebenfalls kein Glück. Die Leistungsschwankungen bestimmten auch das abgelaufene Jahr, in dem es dazu auch weitaus weniger Einsatzzeit gab als erwartet. Fast zwangsläufig kam auch bei den Jets im April die Freistellung.

Doch Tebows Berühmtheit schlug weiter skurrile Blüten: Nach dem Aus bei den Jets warben die Omaha Beef, ein kleines Indoor-Football-Team, in aller Öffentlichkeit um die Dienste des Passgebers. Das Angebot an den Millionär, für 75 Dollar pro Spiel den Football zu werfen, verlief dann aber doch im Sande.

Zuletzt wurden gar Auftritte in der populären Wrestling-Organisation WWE in die wilden Gedankenspiele miteinbezogen – viele der Unterhalter im Ring haben einen Football-Hintergrund. Und auch nach der Freistellung durch die Patriots bleibt die Reizfigur in den Meldungen – die Fachwelt spekuliert über seine weitere Karriere.

„Dank meines Glaubens mache ich mir keine Sorgen“, ließ Missionarssohn Tebow schon mal gewohnt gottesfürchtig wissen. „Meine Zukunft liegt in den Händen des Herrn. Dieser Gedanke gibt mir inneren Frieden. Ich werde weiter meinen Traum verfolgen, in dieser Liga zu spielen.“ Mal sehen, ob Gott das richten wird. DAVID DIGILI