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Archiv-Artikel

„Nicht erfolgversprechend“

VERZÖGERUNGEN Bei Probebohrungen für einen neuen Asse-Schacht bleibt das Gestänge im Bohrloch stecken. Nun kann erstmal nicht weitergebohrt werden, die Räumung stockt

Jens Köhler

■ 47, ist Diplom-Bergbauingenieur und seit März 2010 technischer Geschäftsführer der bundeseigenen Asse-GmbH.

INTERVIEW REIMAR PAUL

taz: Herr Köhler, die Arbeiten am Asse-Bohrloch stocken. Nun soll das Bohrloch zementiert werden. Warum?

Jens Köhler: Wegen der Klüftigkeit des Gebirges war es zu sogenannten Spülungsverlusten gekommen. Das heißt, die Flüssigkeit, die das erbohrte Material nach über Tage spülen und die Bohrkrone kühlen soll, ist in Teilen in das rissige Gebirge abgeflossen. Man hat sich deshalb dazu entschlossen, die bisherige Bohrung mit Zementleim zu verfüllen und die Bohrung dadurch erst abzudichten, und anschließend den zweiten Bohrabschnitt zu beginnen.

Kann man das Gestänge dort nicht wieder herausholen?

Nachdem die ersten etwa 50 Meter des abgerissenen Gestängerestes relativ schnell geborgen werden konnten, hat sich herausgestellt, dass die letzten etwa 30 Meter so ungünstig im Bohrloch liegen, dass es nicht mehr erfolgversprechend scheint, weitere Bergungsversuche zu unternehmen.

Wie geht es nun weiter?

Um die Erkundungsziele der Bohrung zu erreichen, die notwendigen Messverfahren im Bohrloch bis in eine Tiefe von fast 800 Metern vorzunehmen, sowie wegen des im Bohrloch verbleibenden Gestängerests ist es erforderlich, das Bohrschema zu überarbeiten. Die Anpassung ist nahezu abgeschlossen, nur Details werden noch abgeklärt.

Aber was genau ist geplant?

Höchstwahrscheinlich wird die bisherige Bohrung im Bereich der ersten 30 Meter um zwei Grad abgelenkt. Und vor Erreichen der Endteufe des ersten Bohrabschnitts, also vor Erreichen der 135 Meter, wird die Neigung mit spezieller Richtbohrtechnik dann wieder abgebaut. Die so umgelenkte Bohrung wird dann fast parallel zum ursprünglich geplanten Verlauf niedergebracht, das hat keine negativen Auswirkungen auf die gesetzten Erkundungsziele. Dieses anspruchsvolle Richtbohrverfahren ist in der Tiefbohrtechnik ein seit Jahrzehnten eingesetztes und bewährtes Verfahren.

Wie lange bleiben die Bohrungen unterbrochen?

Die Wiederaufnahme der Bohrarbeiten ist abhängig von der Verfügbarkeit und der Beschaffungsmöglichkeit bestimmter spezieller Bohrwerkzeuge.

Probleme beim Räumen

Die Vorbereitungen zur Räumung des Atommülllagers Asse stocken erneut.

■ Nachdem sich bereits die ersten Probebohrungen in eine Kammer mit radioaktiven Abfällen verzögert hatten, gibt es jetzt Probleme bei der Erkundungsbohrung für einen neuen Schacht, über den der Atommüll eines Tages aus dem Bergwerk geholt werden soll.

■ Nach Abschluss des ersten Bohrabschnitts wurde beschlossen, das Bohrloch zu zementieren.

■ Am 1. Juli brach ein Gestänge ab, blieb im Zement stecken und blockiert seither den Fortgang der Arbeiten.  RP

Hat die Untersuchung der Bohrkerne aus dem ersten Bohrabschnitt schon Erkenntnisse über eine mögliche Eignung des Standorts ergeben?

Nach nur 135 der geplanten 790 Meter ist es verfrüht von einem Eignungsnachweis zu sprechen.

Wann könnte im Idealfall mit dem Bau des Schachts begonnen werden?

Eine Antwort auf diese Frage hängt von so vielen Faktoren ab, dass sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt hoch spekulativ wäre.