Roma lesen im Kaffeesatz

DEMO Ein Netzwerk von Roma protestiert gegen Geldverschwendung und fordert Mitbestimmung

Vor der Senatsverwaltung für Integration riecht es nach Kaffee, auf einem kleinen Tisch liegen Flugblätter. Sieben Mitglieder des „Rroma Informations Centrum“ (RIC) stehen hier. Sie rufen den Vorbeilaufenden zu und bieten an, ihnen aus dem Kaffeesatz ihre Zukunft vorherzusagen.

„Wir bekommen für unsere politisch korrekte Arbeit in Neukölln keine Aufmerksamkeit, deshalb machen wir es hier anders“, sagt Milan Pavlovic, Sprecher des RIC. Der Verein hat am Eingang zum Gebäude einen Tisch aufgebaut und mit einem roten Tuch bedeckt. Ein Mann gießt den Mokka in kleine Tassen. Doch die Passanten nehmen das Angebot nicht an. Sie scheinen auch nicht zu bemerken, dass es sich um eine Parodie gängiger Vorurteile handelt.

Anlass des Infostands ist der „Roma-Aktionsplan“, den der Senat am 16. Juli beschlossen hatte. „Da sollen über eine Million Euro in Fürsorgeprogramme fließen, die keiner braucht“, so Pavlovic. RIC sei näher an der Community, aber bei der Geldverteilung nicht gefragt worden.

Vor der Senatsverwaltung wünschen sich die Aktivisten, dass Dilek Kolat (SPD) auf einen Kaffee herauskommt. Statt der Senatorin kommt dann Monika Lüke, Integrationsbeauftragte des Senats. „Ich würde mich freuen, wenn Sie unseren guten Willen sehen würden“, sagt sie. Doch die Aktivisten sind unzufrieden: „Warum gehen Sie davon aus, dass Roma immer Schwierigkeiten bereiten“, entgegnet ihr eine Frau. In dem Aktionsplan würden gesellschaftliche Probleme auf Roma übertragen. „Prostitution und Arbeitslosigkeit sind kein spezielles Phänomen bei Roma“, sagt sie. Doch die Integrationsbeauftrage muss da auch schon weiter. Sie lässt die Protestierenden ratlos zurück.

Trotz seiner Kritik am Senat will sich das RIC um die Fördermittel bewerben. Bisher war der Verein auf private Spenden angewiesen und stand schon mehrfach vor dem Aus. „Wenn das Geld nicht kommt, dann lesen wir eben weiter aus dem Kaffeesatz der Leute und verlangen Geld dafür“, sagt Pavlovic und lacht. CEM GÜLER