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Archiv-Artikel

City West dreht am Rad

Bekommt Berlin doch ein Riesenrad? Nach zwei vergeblichen Anläufen wollen Investoren am Zoo bauen. Den Kaufpreis fürs Grundstück wollen Land und Zoo teilen

Die Gedächtniskirche könnte einpacken und das Europa-Center gleich mit. Ginge es nach dem Finanzsenator und einem Privatinvestor, entstünde bis zum Sommer 2008 in der City West ein Stahlkoloss als neues Wahrzeichen: ein 175 Meter hohes Riesenrad, das rund 80 Millionen Euro kosten soll.

Nachdem ähnliche Ideen am Tempodrom und am Gleisdreieck längst vom Tisch sind, hat die World Wheel Berlin GmbH, die die Investoren vertritt, ein 12.000 Quadratmeter großes Grundstück am Zoologischen Garten ins Auge gefasst, auf dem derzeit der Wirtschaftshof des Zoos steht. Gestern hatte Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) das Gelände mit den Zoo-Vorständen besichtigt. Es liegt nordwestlich des Hardenbergplatzes und der Bahntrasse. Sarrazin ist zuständig, weil er dem Verkauf zustimmen muss. Der Zoo besitzt das Erbbaurecht.

Die Riesenrad-Planer haben 22 Millionen Euro für das Grundstück geboten. Doch über die Aufteilung der Summe streiten sich Zoo und Land. Beide wollen möglichst viel für sich. Dem Vernehmen nach haben sich die Parteien in diesem Punkt geeinigt. Der Zoo erhält in jedem Fall das Geld für einen neuen Wirtschaftstrakt, dessen Kosten Zoodirektor Jürgen Lange auf 12 bis 14 Millionen Euro beziffert. Die Restsumme wird nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt. Die Finanzverwaltung war gestern nicht im Stande, dazu Stellung zu nehmen.

Obwohl bisher alle Anläufe für ein Riesenrad in Berlin scheiterten, ist sich Michael Waiser, Geschäftsführer von World Wheel, sicher, dass es dieses Mal klappt. Falls es in den nächsten Wochen eine Einigung gebe, könnte der Bau schon im nächsten Jahr beginnen, sagte er. Aus seiner Sicht ist der Standort neben dem Zoo ideal: Schließlich würde das Rad vom Besucherstrom profitieren, der jährlich in den Zoo fließt. Über eineinhalb Millionen waren es laut Geschäftsbericht im Jahr 2004.

Ob das Rad umgekehrt auch dem Zoo Synergieeffekte beschert, soll jetzt ein Gutachten klären, das die Finanzverwaltung in Auftrag gegeben hat. Der World-Wheel-Geschäftsführer hatte in den vergangenen Wochen auf eine schnelle Entscheidung gedrängt. Andere Metropolen wie Schanghai oder Dubai hätten schließlich auch gerne ein Riesenrad, so Waiser. ULRICH SCHULTE