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Archiv-Artikel

„Wir sind nur der Anbieter“

Über den Anbau von Genmais entscheidet die Nachfrage der Bauern, sagt Andreas Thierfelder von Monsanto

taz: Herr Thierfelder, warum sollen Bauern gentechnisch veränderten Mais anbauen?

Andreas Thierfelder: Die Frage müssen Sie den Bauern stellen. Das Saatgut ist zugelassen und betriebsfähig. Es weist bestimmte Eigenschaften auf. Und die Landwirte müssen entscheiden, ob diese Eigenschaften geeignet sind für ihre Region. Wir sind nur der Anbieter. Wir können nur die Vorzüge des Maises darstellen. Der Landwirt muss entscheiden, ob diese für ihn relevant sind.

Eine der Eigenschaften ist, dass der Mais ein Gift produziert, das Schädlinge wie den Maiszünsler tötet.

Ja, das zeichnet alle Bt-Maissorten aus. In den Regionen, wo der Maiszünsler droht den Mais zu schädigen, ist dieser Mais eine Alternative zu Pflanzenschutzmitteln, um den Schädling unter Kontrolle zu halten.

Das Gift tötet auch unschädliche Insekten.

Wir müssen das mal in Relationen sehen. Wie tief ist denn der Eingriff in die Natur, wenn ich Pflanzenschutzmittel einsetze? Diese sind völlig unspezifisch und töten sämtliche Insekten ab. Mit dem Bt-Mais gibt es die Möglichkeit, den Maiszünsler relativ spezifisch zu erfassen.

Der Schädling kommt in Westfalen gar nicht vor. Warum wächst dort Genmais?

In Westfalen wächst der Mais in so genannten behördlichen Feldversuchen. Hier wird geprüft, ob diese neuen Sorten konkurrenzfähig sind. Da geht es nicht um die Bekämpfung des Maiszünslers, sondern einfach darum, das Ertragspotenzial einschätzen zu können. Um das verlässlich beurteilen zu können, gibt es ein bundesweites Netzwerk mit vielen Versuchen an vielen Standorten. Das Bundessortenamt prüft derzeit ein Sortiment von rund 100 neu zugelassenen Sorten. Davon sind acht gentechnisch verändert und werden an circa 15 Standorten bundesweit gegeneinander getestet.

Die Kosten für das Gen-Saatgut sind viel höher, auch der Aufwand beim Anbau ist größer. Lohnt sich das überhaupt für die Bauern?

Ungefähr 100 Landwirte beziehen derzeit unser gentechnisch verändertes Saatgut und sind bereit, dafür bis zu 27 Prozent mehr zu zahlen, um die Schädlingsproblematik in den Griff zu kriegen. Offensichtlich lohnt sich der Aufwand für sie. Nichtsdestotrotz sind die bürokratischen Hürden für die Landwirte unzumutbar hoch.

Viele konventionelle Bauern und Lebensmittelhersteller wie Hipp wehren sich gegen Gentechnik. Wie wollen Sie die überzeugen?

An Herrn Hipp kann ich nur die Botschaft richten, dass das Nebeneinander von gentechnisch verändertem und konventionellem Anbau seit ungefähr einem Jahrzehnt praktiziert wird. Auch deutsche Wissenschaftler sagen inzwischen, dass es möglich ist. Eine andere Frage ist, ob gentechnisch veränderte Kulturpflanzen per se andere Kulturpflanzen in Mitleidenschaft ziehen. Das ist aber nicht der Fall. Man muss die einzelnen Pflanzen angucken und prüfen, welche Bedingungen für ein Nebeneinander eingehalten werden müssen. Einfach nur wie Herr Hipp zu drohen, man werde seinen Einkauf auf gentechnikfreie Regionen verlagern, ist reiner Populismus.

Auch die Mehrheit der Verbraucher lehnt Gentechnik ab.

Die Mehrheit ja, die Minderheit nein. Wir brauchen also ein Werkzeug, was auch eine derzeitige Minderheit bedienen kann, die offensichtlich keine Probleme hätte, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu kaufen. Der Konsens in der EU ist, dass die Wahlfreiheit des Verbrauchers gewahrt bleibt, in dem gentechnisch veränderte Produkte als solche gekennzeichnet werden müssen.

INTERVIEW: GESA SCHÖLGENS