: In der Schießbude
Wer zur Website des HSV gelangen möchte, kommt an einem Mannschaftsfoto nicht vorbei. Darauf zu sehen sind alle Spieler, Trainer und Betreuer des Teams, akkurat aufgestellt. In der vordersten Reihe reißt Ersatztorwart Jaroslav Drobny – offenbar der Spaßvogel des Kaders – seine beiden Arme so nach oben, dass dadurch die Gesichter seiner neben ihm sitzenden Torhüterkollegen Sven Neuhaus und Rene Adler verdeckt sind. Letztgenannter könnte einen solchen „Helfer“ derzeit auch in Situationen des Alltags, etwa beim Spazierengehen durch die Hansestadt, recht gut gebrauchen. Schließlich war der Auftritt der Rothosen bei Borussia Dortmund (2:6) nach recht gutem Beginn ziemlich beschämend. Die Hamburger gingen dort sang- und klanglos unter.
Sechs Gegentore in einem Spiel – das ist hart, auch wenn Adler beim HSV schon einiges gewohnt ist. In der vorherigen Saison, seiner ersten beim Bundesliga-Gründungsmitglied, kassierte er in München schon einmal neun Gegentore. Sehr oft ist Adler die „ärmste Sau“ im Team des HSV. In Dortmund zeigte aber auch er sich während der 90 Minuten sehr schwankend in seiner Leistung. Einerseits verhinderte er mit glänzenden Paraden weitere Gegentore, andererseits sah er bei drei Treffern des BVB nicht gut aus. Und so steht angesichts der Klatsche in Dortmund nach fünf Spieltagen in der Bundesliga für Hamburg und Adler eine Statistik zu Buche, die sich einfach nur richtig schlecht liest. Der HSV ist mit 15 Gegentoren die Schießbude der Bundesliga.
Ein Grund für die Anfälligkeit ist sicherlich darin zu suchen, dass die Viererkette des HSV zum Beginn dieser Saison von Trainer Thorsten Fink neu formiert worden ist. Es ist aber auch so, dass die HSV-Feldspieler in jenen Situationen, in denen auf dem Rasen das Unheil über das Team hereinbricht, sich zu wenig gegen ein Debakel stemmen. Und das ist auch eine Charakterfrage.
Für Adler können solche Erlebnisse beim HSV weiterführende Folgen haben. Nach starken Leistungen in der vergangenen Saison war dem 28-jährigen Torhüter das Comeback in der deutschen Nationalmannschaft gelungen. Am 6. Februar dieses Jahres stand er im Freundschaftsspiel gegen Frankreich im Tor der DFB-Auswahl – es war sein erster Einsatz für Deutschland seit dem 17.November 2010. Auch in den Tagen vor dem denkwürdigen Spiel seines HSV in Dortmund war Adler mit der Nationalmannschaft unterwegs. Noch am Dienstag hielt er sich auf den Färöer auf. Es ist nicht überliefert, wie häufig sich Adler während des Spiels in Dortmund in die Abgeschiedenheit der Schafsinseln zurückgewünscht hat. GÖR