: Boykottaufruf gegen Body Shop
Tierschützer fürchten, dass der Mutterkonzern L’Oreal die Öko-Standards aufweicht
BERLIN taz ■ Die britische Tierschutzorganisation Naturewatch ruft zum Boykott der Naturkosmetikkette The Body Shop auf. Damit reagiert sie auf die Übernahme des Unternehmens durch den französischen Kosmetikriesen L’Oreal. Die Tierschützer befürchten, dass Einnahmen aus dem Body-Shop-Geschäft nun zur Finanzierung von Tierversuchen genutzt werden könnten.
L’Oreal, das die britische Kette im März übernommen hat, nimmt es mit dem Tierschutz nicht so genau. Nach eigenen Angaben testet der Konzern zwar schon seit 1989 keine fertigen Produkte mehr an Tieren, wohl aber einzelne Inhaltsstoffe.
Ein Boykottaufruf gegen The Body Shop wäre vor der Übernahme undenkbar gewesen. Galt das Unternehmen doch bis dahin wegen seiner strikten Anti-Tierversuchs-Politik geradezu als Liebling der Tierschützer. Das Unternehmen, das 2005 52 Millionen Euro Gewinn machte, lehnt nicht nur Tests an Tieren ab, sondern hat sich auch hohen Naturschutzstandards und der Unterstützung kleiner lokaler Händler in Entwicklungsländern verschrieben. Naturewatch befürchtet nun, dass auch diese Regeln aufgeweicht werden.
Diesen Vorwurf weist The Body Shop jedoch zurück. „Der Boykott ist völlig ungerechtfertigt, denn wir werden an unserer Anti-Tierversuchs-Politik auf jeden Fall festhalten und sie auch von unseren Zulieferern einfordern“, sagte Unternehmenssprecher Bill Eyres der taz.
Auch Tierschutzorganisationen in Deutschland sind zurückhaltender als die britischen Kollegen. Corina Gericke, Fachreferentin für Tierversuche bei „Menschen für Tierrechte“, bestätigt: „Von uns gibt es noch keinen Aufruf zum Boykott.“ Man wolle erst abwarten, wie sich The Body Shop unter L’Oreal entwickelt. „Man erreicht mehr, wenn man Firmen wie L’Oreal direkt meidet und die wenigen sauberen Unternehmen wie The Body Shop unterstützt“, so Gericke. Dadurch werde „hoffentlich auch der Mutterkonzern zum Umdenken bewegt“.
The Body Shop hat derzeit 2.085 Läden in 54 Ländern. Doch die Konkurrenz wächst. In Deutschland drängt beispielsweise die ebenfalls aus England stammende Naturkosmetikfirma Lush verstärkt auf den Markt. Während auf der Insel allerdings schon in 67 Lush-Läden Produkte verkauft werden, die völlig ohne Tierversuche produziert wurden, gibt es hierzulande erst 20 Shops, vor allem in Großstädten.
BERNHARD ROHKEMPER