„Auf die Ideen der Kinder reagieren“

INTERVIEW Der Kita-Reformerin Kornelia Schneider gefällt ein Kindergarten ohne Spielzeug. Man müsse dazu aber mit den Kindern reden

■ 68, Erziehungswissenschaftlerin, beschäftigt sich mit den Möglichkeiten einer dialogischen Lernkultur in Kitas.

taz: Frau Schneider, was halten Sie von einem Kindergarten ohne Spielzeug?

Kornelia Schneider: Erstmal finde ich, dass „spielzeugfrei“ der falsche Ausdruck ist. Es geht um die Frage: Was fangen wir an, wenn wir nicht diese gewohnte Fülle an Dingen haben? Grundsätzlich ist meine Meinung dazu positiv, es muss nur richtig angegangen werden.

Was wäre richtig?

Die Erzieher müssen dann endlich anfangen, mit den Kindern zu reden. Sie müssen den Kindern Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit geben und auf die Ideen der Kinder reagieren. Das heißt, dass sie möglichst das Material beschaffen, welches die Kinder für die Umsetzung ihrer Einfälle benötigen.

Das Konzept wurde in den 80er-Jahren für die Suchtprävention entwickelt. Funktioniert es?

Ohne Spielzeug zu spielen, ist sicher gut für das Sozialverhalten und die Kreativität der Kinder, aber ob das nun wirklich spätere Süchte verhindert, ist fraglich. Wie eine Sucht entsteht, ist etwas komplizierter und hängt eher vom Umfeld der Kinder als von ihrer Spielweise ab.

Hatten Sie als Kind viel Spielzeug?

Ich bin ja in einer ganz anderen Zeit aufgewachsen, da hatten wir nicht so viel. Aber meine Freunde und ich haben immer etwas gefunden und waren sehr einfallsreich. Natürlich haben wir viel draußen gespielt, dafür braucht man auch kein Spielzeug.

Also ist es auch eine Art, Kinder ins Freie zu scheuchen, wenn man ihnen das Spielzeug wegnimmt?

Alles, was Kindern Bewegung ermöglicht, ist gut. Das kann draußen oder drinnen sein. Kinder sollen Sachen selber in die Hand nehmen und erforschen können. Dann können sie ihr Spielzeug auch selbst produzieren.

INTERVIEW: FF